Korruptionsvorwürfe brachten Olmert und Friedensprozess zu Fall

Tel Aviv (APA/dpa) - Die schweren Korruptionsvorwürfe gegen Ehud Olmert haben 2008 nicht nur die politische Karriere des früheren israelisch...

Tel Aviv (APA/dpa) - Die schweren Korruptionsvorwürfe gegen Ehud Olmert haben 2008 nicht nur die politische Karriere des früheren israelischen Regierungschefs beendet. Sie haben auch den Nahost-Friedensprozess nachhaltig ins Stocken gebracht.

Olmert hatte schon Grundzüge einer Friedensregelung mit den Palästinensern unter Dach und Fach, als die Vorwürfe ihn zum Rücktritt zwangen. Danach kam eine siedlerfreundliche Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanyahu an die Macht, der bei neuen Friedensverhandlungen bisher keine Einigung gelang.

Olmert hatte das Amt als Nachfolger von Ariel Sharon angetreten, nachdem dieser nach einem Schlaganfall im Jänner 2006 ins Koma gefallen war. Nur kurz nach dem offiziellen Amtsantritt von Olmert im Mai 2006 heizte sich die Lage in Nahost gefährlich auf. Als Reaktion auf einen massiven Grenzangriff der libanesischen Hisbollah-Miliz führte er sein Land am 12. Juli 2006 in den Libanon-Krieg. In Folge des blutigen Waffengangs wurden Olmert und seinen Vertrauten schwere Fehler vorgeworfen.

Geboren wurde Olmert am 30. September 1945 als Sohn russischer Einwanderer nahe der Stadt Binyamina an der Mittelmeerküste nördlich von Tel Aviv. Nach einem Studium der Fächer Psychologie, Philosophie und Jus an der Hebräischen Universität in Jerusalem arbeitete er zunächst als Anwalt.

1973 wurde er als damals jüngster Abgeordneter zum ersten Mal ins Parlament gewählt und übernahm in mehreren Regierungen Ministerämter. 1993 löste er den beliebten Teddy Kollek als Bürgermeister von Jerusalem ab und trat damals noch für den Traum von „Groß-Israel“ ein, für ein Land vom Jordan bis zum Mittelmeer.

Nach seinem Rücktritt als Bürgermeister nach zehn Jahren im Amt wurde Olmert in der Regierung Sharon zunächst Handelsminister und dann Finanzminister. Innerhalb der Likud-Partei wanderte Olmert allmählich vom rechten zum linken Flügel, bevor er 2005 mit Sharon die in der politischen Mitte angesiedelte Partei Kadima gründete.

Seit Beginn des ersten Korruptionsprozesses 2009 hat er sich überwiegend ins Privatleben zurückgezogen. Olmert ist verheiratet und hat vier leibliche Kinder, ein Adoptivkind und elf Enkel.