Zwei Israelis wegen Mordes an palästinensischem Kleinkind angeklagt

Jerusalem (APA/AFP/dpa/Reuters) - Die israelische Staatsanwaltschaft hat zwei jüdische Bürger wegen eines tödlichen Brandanschlags auf eine ...

Jerusalem (APA/AFP/dpa/Reuters) - Die israelische Staatsanwaltschaft hat zwei jüdische Bürger wegen eines tödlichen Brandanschlags auf eine palästinensische Familie angeklagt. Ein 21-jähriger Siedler werde des dreifachen Mordes aus rassistischen Motiven beschuldigt und ein Minderjähriger der Beihilfe zu Mord, teilten die Behörden am Sonntag mit. Die Angeklagten müssen sich vor einem Gericht in Lod bei Tel Aviv verantworten.

Der Brandanschlag in der Nacht zum 31. Juli in Duma im nördlichen Westjordanlands hatte die Palästinenser zutiefst schockiert und auch unter Israelis Empörung ausgelöst. Zwei Wohnhäuser wurden in Brand gesetzt. In einem Haus verbrannte ein 18 Monate alter Bub, seine Eltern erlagen kurz darauf ihren schweren Brandverletzungen. Nur der vierjährige Sohn des Paars überlebte den Angriff in Duma mit schweren Verbrennungen. Seine Brandwunden werden weiter in einer israelischen Klinik behandelt.

Laut der Generalstaatsanwaltschaft hatten sich die beiden Angeklagten verschworen, um den Tod eines im Juni von Palästinensern erschossenen Israelis zu rächen. Dem 17-jährigen Angeklagten wird außerdem vorgeworfen, im Mai 2014 an einem Brandanschlag auf die Dormitio-Abtei in Jerusalem beteiligt gewesen zu sein. Wegen dieses Anschlags sowie wegen eines Angriffs auf die Brotvermehrungskirche am See Genezareth im Juni 2015 wurden zwei weitere Israelis angeklagt, von denen einer minderjährig ist.

Auf die Wände des Hauses geschmierte Parolen auf Hebräisch wie „Lang lebe der Messias“ und „Rache“ sowie Zeugenaussagen wiesen auf jüdische Extremisten als Täter hin. Die Rechtsextremisten unter den jungen Siedlern vertreten eine ultranationalistische, messianische Auslegung des Alten Testaments und gehen seit Jahren gewaltsam gegen Palästinenser, aber auch gegen christliche Einrichtungen vor.

Die Verteidigung wies die Anschuldigungen zurück. Die Frau des 21-Jährigen sagte beim Verlassen des Gerichtssaals, ihr Mann sei unschuldig. In der Tatnacht sei er zu Hause gewesen. Ihre Mandanten seien unter Folter zu falschen Geständnissen gezwungen worden, erklärten die Anwälte. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und der Inlandsgeheimdienst Shin Beth bestritten dies.

Die in dem zweiten angegriffenen Wohnhaus in Duma lebenden Großeltern der Familie sagten der Nachrichtenagentur AFP, sie hätten kein Vertrauen in Israels „ungerechte Justiz“. Für den 68-jährigen Großvater ist das Gerichtsverfahren eine „Parodie“. Auch seine Frau äußerte Misstrauen gegenüber den israelischen Behörden.

In Tel Aviv ging indes am Sonntag zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag auf Cafebesucher im Stadtzentrum die Fahndung nach dem Täter weiter. Zahlreiche Sicherheitskräfte durchkämmten die Mittelmeerstadt sowie umliegende Vororte. Die Schulen öffneten zu Beginn der israelischen Arbeitswoche unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, die Bürger wurden zur Wachsamkeit aufgerufen. Aus Furcht vor dem Attentäter kam jedoch nach Medienberichten nur etwa die Hälfte der Schüler zum Unterricht.

Ein Attentäter hatte am Freitag mit einer automatischen Waffe auf Gäste einer Bar gefeuert und zwei Menschen getötet. Sieben Menschen wurden verletzt. Bei dem Angreifer soll es sich um einen 29-jährigen Araber handeln, der israelischer Staatsbürger ist. Eine mögliche Verbindung zum Mord an einem arabischen Taxifahrer im Norden Tel Avivs etwa eine Stunde nach dem Anschlag wird ebenfalls untersucht.

Die Polizei verhaftete am Samstag in einer arabischen Ortschaft im Norden des Landes den Bruder des mutmaßlichen Täters wegen Verdachts der Beihilfe. Der Vater, ein Freiwilliger bei der israelischen Polizei, hatte sich klar von dem Anschlag distanziert. Nach Medienberichten hatte er die Polizei informiert, nachdem er seinen Sohn auf Bildern von Überwachungskameras am Tatort erkannt hatte.

In den vergangenen Monaten ist die Gewalt in dem Konflikt wieder eskaliert. Es kam vermehrt zu Überfällen von Palästinensern auf Israelis. Häufig sind es Messerattacken, es kam aber auch zu Angriffen mit Schusswaffen und Autos. Dabei wurden 21 Israelis und ein US-Bürger getötet. Auf palästinensischer Seite starben mindestens 132 Menschen, 82 davon waren nach israelischer Darstellung Attentäter

(Wochenendzusammenfassung)