Verzweifelte Suche nach Arbeitern in Schwaz
22 arbeitslose Fliesenleger gibt es im Bezirk. Dennoch musste ein Betrieb einen Leasing-Arbeiter einstellen.
Von Eva-Maria Fankhauser
Schwaz –Derzeit sind 22 Fliesenleger im Bezirk Schwaz arbeitslos gemeldet. Der Betrieb Fliesen Steinlechner in Vomp hätte genug Arbeit, seit dem Kleinbetrieb zwei seiner fünf Arbeitskräfte wegen Krankheit ausgefallen sind.
„Ich habe einige Aufträge zu erledigen, aber ich kriege einfach keine Leute“, beschwert sich Chef Werner Steinlechner. Für ihn sei der Arbeitermangel eine kleine Katastrophe. Daher hat er sich auch an das AMS Schwaz gewandt, um dort Fliesenleger aus der Stempelzeit zu holen und bei ihm für ein bis zwei Wochen zu beschäftigen. „Ich will niemanden abwerben, für mich wäre das nur zur Überbrückung, bis meine Arbeiter wieder gesund sind“, erklärt Steinlechner.
Doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein. „Wir haben die magische Zahl der Arbeitslosen in Österreich längst überschritten, die Leute müssten doch froh sein, einen Job zu bekommen, wenn auch nur für ein paar Wochen. Doch in der Baubranche gehen alle stempeln mit dem Wissen, dass sie ohnehin nicht weiter vermittelt werden und nach dem Winter wieder eingestellt werden“, ärgert sich Steinlechner. Ihm sei klar, dass das für viele Arbeiter ideal sei, sie könnten so „pfuschen“ gehen und sich nebenher etwas verdienen, aber „so kann das nicht weitergehen. Wer beim Stempeln ist, muss weiter vermittelt werden, sobald sich eine Arbeit auftut.“
Dieser Meinung ist auch AMS-Geschäftsstellenleiterin Andrea Schneider: „Es sind alle arbeitslos Gemeldeten bei uns verpflichtet zu arbeiten, wenn es eine Arbeit gibt. Auf Steinlechners Anfrage habe das AMS schnellstmöglich reagiert und ihm zwei Arbeiter vorbeigeschickt. „Der eine wollte vor Arbeitsantritt mit seinem alten Chef reden und wurde prompt wieder zurückbeordert, da sein Chef wohl Angst hatte, dass ich ihn abwerbe oder dass es ihm bei mir besser gefällt“, berichtet der Vomper und fügt hinzu: „Und der zweite ist kein Fliesenleger, sondern nur ein Helfer. Ein 17-Jähriger, der seine Lehre abgebrochen hat. Den habe ich in meiner Not nun genommen.“ Zudem habe er einen Leasing-Arbeiter anstellen müssen, um seine Aufträge termingerecht fertig stellen zu können. „Das ist doch Wahnsinn, wenn es bei uns Leute gibt, die arbeitslos gemeldet sind, und ich muss mir jemanden aus Ungarn herholen, damit ich meine Aufträge zeitlich schaffe“, schildert der Selbstständige.
Seitens des AMS ist man bestrebt, dem Fliesenbetrieb unter die Arme zu greifen. „Falls er weiterhin eine offene Stelle meldet, werden wir ihm natürlich andere Arbeiter vermitteln“, erklärt Schneider. Von den derzeit 22 arbeitslos gemeldeten Fliesenlegern im Bezirk Schwaz seien fünf in der Nähe des Vomper Betriebes und daher vermittlungsfähig. „Im Winter kommt es eher selten vor, dass jemand Arbeiter sucht“, weiß Schneider. Sie spricht von einem erstmalig aufgetretenen Fall und betont, dass all jene arbeitslos Gemeldeten, die eine vermittelte Arbeit verweigern, kompromisslos gesperrt würden und somit kein Arbeitslosengeld mehr bekämen.
Das hofft auch Steinlechner. Er wünscht sich eine Lösung: „Ich bin nicht der Einzige mit solchen Problemen. Es kann nicht sein, dass sich Arbeitslose beim Stempeln total sicher fühlen, einer Anstellung aus dem Weg gehen und höchstens pfuschen wollen.“