Deutsches Gastgewerbe federt Mindestlohn mit Preiserhöhungen ab

Berlin (APA/Reuters) - Das deutsche Gastgewerbe hat wegen des Mindestlohns seine Preise im vorigen Jahr so stark erhöht wie seit 2007 nicht ...

Berlin (APA/Reuters) - Das deutsche Gastgewerbe hat wegen des Mindestlohns seine Preise im vorigen Jahr so stark erhöht wie seit 2007 nicht mehr. Die Verbraucherpreise bei Dienstleistungen in Gaststätten und rund um die Beherbergung stiegen um 2,6 Prozent und damit deutlich kräftiger als die Inflationsrate mit 0,3 Prozent, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

„Aufgrund des Kostendrucks war dieser Schritt für viele Betriebe notwendig“, sagte der Präsident des Branchenverbands Dehoga, Ernst Fischer, am Montag. „Die Preisanpassungen sind allerdings moderat und mit Augenmaß.“ In Ostdeutschland seien die Preise überdurchschnittlich stark geklettert. „Spitzenreiter war Mecklenburg-Vorpommern mit 5,2 Prozent.“ Viele Betriebe hätten auch ihre Öffnungszeiten eingeschränkt.

Dank der guten Konsumlaune der Verbraucher haben Hoteliers und Gastronomen in den ersten zehn Monaten 2015 ihre nominalen Umsätze um 4,3 Prozent gesteigert. Die Betriebe liegen damit voll auf Kurs, die Dehoga-Prognose von 2,5 Prozent Wachstum im Gesamtjahr zu übertreffen. Dennoch bekommen die Unternehmen den Anfang 2015 eingeführten gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde deutlich zu spüren. Fast drei Viertel der Betriebe verzeichnet seitdem steigende Personalkosten, wie aus einer Verbands-Umfrage unter knapp 5.000 Firmen hervorgeht. Ferner verbuchten demnach zwei Drittel höhere Kosten für Lieferanten und Dienstleister, gut 62 Prozent beklagten sinkende Erträge. „Der Mindestlohn hat die Kosten und den bürokratischen Aufwand in die Höhe getrieben“, erklärte Fischer.

Vor allem die verschärften Pflichten zur Dokumentation der Arbeitszeit seien der Branche ein Dorn im Auge. Der Dehoga plädiert dafür, von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen, so wie es die Europäische Arbeitszeitrichtlinie vorsehe. Hier gehe es um mehr Flexibilität, betonte Fischer: „Die tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden entspricht nicht der Lebenswirklichkeit.“