Slowakische Lehrer streiken für bessere Löhne
Bratislava (APA) - Unzufriedene slowakische Lehrer sind in einen zeitlich unbefristeten Streik für höhere Löhne getreten. Rund jede zehnte S...
Bratislava (APA) - Unzufriedene slowakische Lehrer sind in einen zeitlich unbefristeten Streik für höhere Löhne getreten. Rund jede zehnte Schule im Land blieb am Montag geschlossen oder funktionierte nur eingeschränkt. Insgesamt sind nahezu 11.500 Pädagogen an über 700 Schulen nicht zur Arbeit erschienen.
Von der Regierung fordern sie eine Erhöhung der Tariflöhne um 140 Euro noch in diesem und weitere 90 Euro im nächsten Jahr sowie 400 Millionen Euro mehr aus dem Staatsbudget für eine bessere Ausstattung der chronisch unterfinanzierten Schulen.
Gut 2.000 Lehrer aus allen Landesteilen versammelten sich am Montagvormittag bei Minusgraden und gefrierendem Regen zu einer Protestkundgebung im Zentrum der Hauptstadt Bratislava (Preßburg), um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. „Wir halten durch bis zum Sieg“, lautete es von der Rednertribüne. Zahlreiche Studenten, Eltern von Schulkindern und bekannte Persönlichkeiten unterstützen die Protestierenden, gemeinsam marschierten sie zum Parlamentsgebäude.
Vorhergegangene Verhandlungen von Lehrervertretern mit dem Bildungsministerium sind am Donnerstag letzter Woche definitiv gescheitert. Die Forderungen der Pädagogen seien irreal und nicht akzeptierbar, erklärte Bildungsminister Juraj Draxler. Die Lehrer würden nichts erreichen, der Streik werde ins Leere laufen, so der Ressortchef.
Ministerpräsident Robert Fico meinte am Wochenende, er könne die Lehrer zwar verstehen und akzeptiere auch ihr Streikrecht, bis zu den Parlamentswahlen Anfang März könne er allerdings nichts mehr für sie tun. „Der Legislativprozess ist bis zum 5. März abgeschlossen,“ betonte Fico.
Seine Regierung habe zudem in der auslaufenden vierjährigen Amtszeit die Lehrerlöhne um ganze 22 Prozent erhöht; in anderen Berufen gab es nicht annähernd so hohe Anstiege, betonte der Sozialdemokrat. Zuvor hieß es vonseiten der Regierung, ein Streik wenige Wochen vor den Parlamentswahlen sei „sichtlich politisch motiviert“ und im Kontext mit dem Urnengang zu sehen. Fico will bei der nahenden Abstimmung die Parlamentsmehrheit seiner Partei Smer verteidigen.
Hinter dem Pädagogenstreik, organisiert von der Initiative slowakischer Lehrer (ISU), stehen allerdings nur die kleineren, sogenannten neuen Schulgewerkschaften der Slowakei. Vonseiten des Gewerkschaftsverbandes der Mitarbeiter im Bildungswesen, des weitaus größten im Land, gibt es keine offizielle Unterstützung. Da der Verband erst zu Ende des Vorjahres dem neuen Kollektivvertrag samt einer Erhöhung der Lehrerlöhne um weitere vier Prozent zugestimmt hatte, wäre es nicht richtig, einen weiteren Streik zu unterstützen, erklärte Gewerkschafterchef Pavel Ondek.
Das durchschnittliche Antrittsgehalt eines Junglehrers in der Slowakei erreicht aber weiterhin nicht einmal 700 Euro. Auch viele Pädagogen mit mehrjähriger Praxis halten sich nur dank privatem Nachhilfeunterricht oder einem Zweitjob über Wasser, beklagt die ISU. Dem heutigen Streik haben sich dennoch nur rund 13 Prozent der insgesamt 89.000 Lehrer im Land angeschlossen.