Investoren halten sich auf dem Balkan zurück
Wien/Zagreb/Belgrad (APA) - Der Balkan liegt wirtschaftlich darnieder. Doch erste Anzeichen einer Konjunkturbelebung geben Hoffnung. „Wir ha...
Wien/Zagreb/Belgrad (APA) - Der Balkan liegt wirtschaftlich darnieder. Doch erste Anzeichen einer Konjunkturbelebung geben Hoffnung. „Wir haben eine tiefe Rezession hinter uns - 2015 gab es in Serbien einen ganz kleinen Aufschwung, 2016 wird er etwas größer sein - allerdings von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend“, berichtete die Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich in Belgrad, Erika Teoman-Brenner.
„Die Investoren kommen nicht in großen Scharen“, sagte die Wirtschaftsdelegierte heute, Montag, vor Journalisten in Wien. Österreich sei dort aber „sehr gut aufgestellt“. „Wir sind der größte Investor vor Deutschland und Italien - wir sind sehr früh mit Dienstleistungen reingegangen, mit Banken und Versicherungen sind wir sehr präsent.“ Die größte Einzelinvestition in Serbien habe die Mobilkom Austria getätigt. Im Produktionsbereich sind aber beispielsweise auch der Tiroler Glasschmuckhersteller Swarovski mit eigener Fertigung und der oberösterreichische Fleischverarbeiter Gierlinger aktiv. Hemmnisse bilden die in Serbien weit verbreitete Korruption, die Intransparenz und die Bürokratie mit ihren langsamen Genehmigungsprozessen. Attraktiv sind dafür die niedrigen Lohnkosten. Angesichts der massiven Abwanderung aus dem Land, ist es allerdings schwierig, Fachpersonal zu finden und zu halten.
Auch in Kroatien „stagnieren die Investitionen eigentlich - wer schon da ist, investiert aber weiter“, sagte der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Zagreb, Roman Rauch. „Spar expandiert beispielsweise weiter, aber es gibt wenig Neues“, ortet er „eine gewisse Balkanmüdigkeit“. Es brauche noch ein bis zwei gute Jahre, ehe hier eine Veränderung zu erwarten sei.
In Kroatien wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im abgelaufenen Jahr um 1,2 Prozent, 2016 soll sich ein Plus von 1 bis 1,5 Prozent ausgehen. „Allerdings würde das Land einen BIP-Anstieg von 2,5 bis 3 Prozent brauchen, um nur seine Zinsen bezahlen zu können“, relativierte Rauch. Kroatien zahle die zweithöchsten Aufschläge hinter Griechenland.
Die neue kroatische Regierung, die seit Freitag Mitternacht im Amt ist, habe nur noch bis 31. März Zeit, das Staatsbudget für das laufende Jahr zu erstellen. Derzeit arbeitet der jüngste EU-Mitgliedstaat nur mit einem provisorischen Staatshaushalt. „Sie machen alles auf Vorjahresniveau, es gibt keine Sonderausgaben“, so Rauch. „Internationale Investoren, Ratingagenturen und die EU warten auf das Budget.“