Die Texte vom Papier lösen
Innsbruck – Mit Alternativen zur gängigen Autorenlesung wird zurzeit im Innsbrucker Literaturhaus am Inn experimentiert. Gemein sei den beid...
Innsbruck –Mit Alternativen zur gängigen Autorenlesung wird zurzeit im Innsbrucker Literaturhaus am Inn experimentiert. Gemein sei den beiden neuen Programmreihen „V-Effekt“ und „widerlesen“ aber nicht nur der bewusste Bruch mit den andächtigen „Wasserglas-Lesungen“, sondern das inhaltliche Interesse an drängenden Zeitthemen, so die Programmgestalterinnen Anna Rottensteiner und Gabriele Wild. Grundgedanke beider Projekte: Das gesellschaftspolitische Reflexionspotenzial von Literatur, auch das der vielzitierten „Klassiker“ soll verhandelt werden.
„widerlesen“ – die Reihe beginnt bereits morgen, Donnerstag, 19 Uhr – tut dies gewissermaßen auf akademischem Wege: Zum Auftakt wird Albert Camus’ Novelle „Der Gast“ Gegenstand des Lesekreises. Nach einem Impulsreferat der Romanistin Doris Eibl sollen Themen wie Umgang mit dem vermeintlich Fremden, mit Flüchtenden und Schutzsuchenden diskutiert werden. Die Teilnahmegebühr in Höhe von fünf Euro geht als Spende an den Asylsuchenden-Verein Kama. Den jeweils besprochenen Text gibt’s auf uibk.ac.at/literaturhaus.
„V-Effekt“ hingegen, das deutet bereits der an Bertolt Brecht angelehnte Name an, sucht die szenische Wiederbelebung kanonischer Texte. Im Zentrum des ersten Abends am 12. Februar (20 Uhr) stehen Brechts in den 1940er-Jahren verfasste „Flüchtlingsgespräche“. In der Inszenierung von Klaus Rohrmoser spielen Helmuth A. Häusler und Hannes Perkmann. (TT)