Bühne

Machtspiel mit Peitschenhieb

Tückisches Stück im Stück: Das Kellertheater zeigt David Ives’ „Venus im Pelz“.

Innsbruck –Regisseur Thomas ist verzweifelt: In Innsbruck gibt’s einfach keine sexy Frauen mit Grips und somit keine Hauptdarstellerin für seine Adaption der Sacher-Masoch-Novelle „Venus im Pelz“ – dabei bräuchte Thomas so dringend eine sinnliche Wanda mit Domina-Effekt. Stattdessen bekommt er eine laute, hysterische Version davon: Jung- schauspielerin Wanda – Zufälle gibt’s – platzt übermotiviert in den Proberaum, faselt etwas von „Sado-Maso-Porno“ und geht dem feingeistigen Thomas mit ihrem Tussi-Naturell gehörig auf den Geist. Doch dann legt sie los und spielt so gut, dass Thomas von den Socken ist – und ihn nicht einmal ihr pinkes Söcklein stört. Wanda verführt ihn obendrein zum Mitspielen und ehe man es sich versieht, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, ist nicht mehr klar, ob Wandas Unterwerfungs-Masche nun Inszenierung oder Intention ist. Aus dem Stück wird ein Stück Wirklichkeit. Oder ist das auch nur gespielt?

Auf alle Fälle geht’s in David Ives’ Kammerspiel „Venus im Pelz“, das seit Montag im Innsbrucker Kellertheater zu sehen ist, ordentlich zur Sache. Und das kommt den Hauptdarstellern Thomas Lackner und Anna Mariani zu Gute: In Nicolas Dabelsteins Inszenierung können sie schauspielerisch alle Register ziehen, ihre Wandlungsfähigkeit demonstrieren und zwischen Komik und Erotik pendeln.

Aber das Stück im Stück, das im Jahr 2013 als Vorlage für Roman Polanskis gleichnamigen Film mit Emmanuelle Seigner diente, hat auch seine Tücken. Regisseur Dabelstein erweitert die Bühne um den Zuschauerraum, man sitzt zum Teil also mittendrin im turbulenten Geschehen – und wünscht sich nichts mehr als ein wenig Distanz. Die Enge des Raums sorgt nicht für Intimität, sondern für ein unschönes Gefühl der Beklemmung. Und irgendwann sind es der Wendungen dann auch zu viel, der permanente Handlungsdreh nagt an der Spannung, man sehnt sich nach dem finalen Peitschenhieb – die Längen, die vor allem zum Schluss aufkommen, macht der aber auch nicht vergessen. (fach)

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