Bunter Rock mit Gefühl: The Scenes entführen „in eine andere Welt“
Wien (APA) - Laut, schnell und bunt: So ließe sich die Musik von The Scenes beschreiben. Und doch trifft man die Essenz der finnischen Band,...
Wien (APA) - Laut, schnell und bunt: So ließe sich die Musik von The Scenes beschreiben. Und doch trifft man die Essenz der finnischen Band, die am 12. Februar „Sex, Drugs and Modern Art“ veröffentlicht, damit nur unzureichend. Schließlich gibt es auch viele Zwischentöne, ruhige Momente oder melodiöse Ausflüge. „Eine unserer Stärken ist, dass jeder Song in eine andere Welt entführt“, so Sänger Konsta Koivisto.
Eine selbstbewusste, aber nichtsdestotrotz zutreffende Behauptung. Das dritte Album, dessen Titel von Jean-Michel Basquiat inspiriert ist, gestaltet sich bei der kurzen Spielzeit von knapp über 30 Minuten enorm abwechslungsreich. Und die Zutaten kommen von überall her: Indie, Punk, eine Prise orchestraler Schmalz, folkige Einsprengsel, progressive Übergänge. Passend dazu der inhaltliche Grundtenor, wenn man den Titel weiterdenkt: „Wir machen ja keine Rock‘n‘Roll-Sachen mehr“, sagte Koivisto im Gespräch mit der APA. „Heutzutage gibt es einfach viel mehr.“
Konkret spielte der Frontmann auf den steten Informationsfluss unserer Tage an. „Das ist doch unglaublich. Man hat Zugang zu allem und es gibt nichts, wonach man nicht suchen kann. Aber will man das überhaupt, nur weil es möglich ist? Ich glaube, dass das schnell langweilig wird.“ Ein weiteres Beispiel seien eben Themenbereiche wie Sex und Drogen. „Es gibt sie überall, aber die Leute sprechen nicht darüber. Während also Filme und Serien voll davon sind, werden diese Dinge im Alltag immer seltener diskutiert.“
Natürlich sei auch Musik allgegenwärtig geworden, Stichwort Streaming. Auf diesen Aspekt ging Koivisto aber gar nicht erst ein. „Ich höre nicht mehr so viel Musik, wie ich es vielleicht noch mit 16 gemacht habe. Da bin ich wahrscheinlich ziemlich konservativ. Es gibt nur ein paar Bands, die ich schon lange gut finde. Der Rest ist doch langweilig, das wiederholt sich alles nur. Blur, Radiohead - die haben noch ‚moderne Musik‘ gemacht. Und sonst kommt beispielsweise aus den USA nur Indie-Musik mit der immer selben Struktur.“
Redundanz kann man dem Sextett The Scenes jedenfalls nicht vorwerfen, dafür ist „Sex, Drugs and Modern Art“ zu eklektisch gelungen. „Die Songs müssen sich für mich richtig anfühlen. Das ist die einzige Prämisse, nach der wir arbeiten. Das Gefühl muss passen. Und diese Wechsel gefallen uns gut: Ist ein Stück positiv und poppig, kann es schon im nächsten Moment melancholisch und traurig werden“, betonte der Sänger. Vielleicht empfiehlt man auf der eigenen Homepage den Sound deshalb auch „Freunden von Kino, Farben und Kaffee“. „Ja“, lachte Koivisto, „wir mögen diese Dinge einfach. Sind wir auf Tour, schauen wir viele Filme und trinken literweise Kaffee, bis wir nur noch zittern und uns denken: Verdammt, das war jetzt zu viel.“
Und die Farben? „Einerseits mögen wir Kunst, andererseits entspricht das auch unserer Musik. Wir versuchen, für alles offen zu bleiben“, unterstrich der Musiker, der auch als Maler tätig ist. „Das Meiste ist Konzeptkunst, aber ich mache ab und zu auch abstrakte Sachen. Und außerdem realisiere ich Filme. All das ist verbunden, schließlich könnte man einen Rhythmus auch als Linie betrachten“, sinnierte Koivisto. „Wichtig ist mir nur, dass ich mich bei der Arbeit auf einen Bereich konzentriere: Wenn ich male, schreibe ich keine Musik, und wenn ich an einem neuen Song sitze, dann habe ich keinen Pinsel in der Hand.“ Dementsprechend dürfte er sich beim Auftritt im Rahmen des Ja Ja Ja-Festivals am 29. Jänner im Wiener WUK ganz seinem Mikrofon und dem Publikum widmen.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - http://scenesband.com; http://jajajamusic.com)