Schwaz

Soziale Probleme werden intensiver

(Symbolfoto)
© PantherMedia / Jozef Sedmak

Nach 24 Jahren im Amt weiß Sozialreferentin Ingrid Schlierenzauer, mit welchen Problemen die Schwazer zu kämpfen haben. Die Zahl der Hilfesuchenden steigt tendenziell. Schlierenzauer macht nun Jungpolitikern Platz.

Von Eva-Maria Fankhauser

Schwaz –Es lässt einem das Herz aufgehen, wenn Sozialreferentin Ingrid Schlierenzauer über ihre Arbeit in der Silberstadt berichtet. Seit 24 Jahren ist die Schwazerin im Ressort Soziales und Integration tätig, dabei hat sie mehr erlebt und bewegt, als sich in Worte fassen lässt.

„Anderen zu helfen, hat sich zu meinem Lebensinhalt entwickelt. Sozialreferentin zu sein, ist kein Job am Rande. Meine Gedanken kreisen den ganzen Tag um dieses Ressort“, berichtet Schlierenzauer. Die ehemalige Lehrerin und Direktorin der Schwazer Haushaltungsschule kennt sämtliche Brennpunkte der Stadt. Und obwohl sich in ihrer Amtszeit die Gesellschaft sehr gewandelt hat, sind die Pro­bleme großteils noch immer dieselben: Schulden, Trennung, Wohnungssuche, Arbeitslosigkeit, schlechte Ausbildung und Armut. Intensiver sind die Notlagen der Menschen jedoch geworden. „Zumeist bleibt es ja nicht bei einem Problem. Das ist wie ein Strudel, aus dem viele nicht ohne Hilfe herauskommen“, weiß Schlierenzauer.

Dennoch ist nicht alles gleich geblieben. „Wir haben die Teestube vor 20 Jahren gegründet, um wohnungslosen Leuten einen warmen Ort, gutes Essen und auch die Möglichkeit zum Gespräch zu bieten. Mittlerweile könnte ich mir die Sozialarbeit in Schwaz ohne Teestube gar nicht mehr vorstellen“, erklärt Gründungsmitglied Schlierenzauer. Bis zu 7000-mal pro Jahr klopfen Menschen an die Tür der Schwazer Teestube. Laut Schlierenzauer ist der Grundgedanke einer warmen Stube in den Hintergrund gerückt. Sie ist eine Beratungsstelle, die sich um die tiefer liegenden Probleme der Leute kümmert.

Verändert hat sich zudem, dass heute nicht nur noch Einheimische in die Teestube kommen, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund. „Mittlerweile lassen sich auch türkische Frauen scheiden, somit hat sich auch die Migrationsgesellschaft verändert. Die Probleme bleiben aber die gleichen“, weiß die 74-Jährige.

Rund 160 Flüchtlinge sind derzeit in Schwaz untergebracht. Schlierenzauer erinnert sich noch gut, wie vor elf Jahren die ersten Flüchtlingsfamilien aus Tschetschenien ankamen. „Seither gab es keine gröberen Vorfälle. Die Flüchtlinge erhalten eine sinnvolle Beschäftigung und werden gut betreut“, erklärt die Referentin. Laut ihr würden die Probleme erst mit dem positiven Asylbescheid einhergehen. „Weil dann müssen sie aus der wohlbehüteten Atmosphäre raus, sind auf sich gestellt. Kein Heimbetreuer vereinbart für sie Arzttermine, sie müssen einen Job finden, wissen nicht, wo sie Deutsch lernen können“, beschreibt sie. Daher stellte die Stadt im Herbst vergangenen Jahres eine Integrationsbeauftragte ein. Günser Han kümmert sich um die Anliegen der Asylwerber. Schlierenzauer: „Sie ist eine tolle Frau und wird künftig auch gefordert sein, damit Asylberechtigte ins Leben finden.“

Ein großes Anliegen sind der Schwazer Stadträtin, die künftig ihr Amt niederlegt, um Jungpolitikern Platz zu machen, vor allem die älteren Schwazer und alleinerziehende Mütter. Daher schwärmt sie gerne vom Haus der Generationen, wo ältere Menschen bereits im Vorfeld des Altenheimes versorgt werden. Ohne Altenheime und Kinderbetreuung würde das gesellschaftliche Leben in Schwaz heutzutage nicht mehr so rund laufen. „Warum brauchen wir viele Plätze in Altenheimen, viele Kinderbetreuungsmöglichkeiten? Weil immer mehr Familien zerbrechen. Großfamilien, wo sich Alt um Jung und umgekehrt kümmert, gibt es immer weniger. Daher steigt auch die Suche nach Wohnungen für Alleinerzieher“, erläutert die 74-Jährige das Problem.

Auch wenn sie ihr Amt zurücklegt, bleibt Schlierenzauer in vielen Einrichtungen und Vereinen tätig, wie der Teestube, Kinderhilfe, ABC-Café, Integrationskreis, Theaterverein oder Singrunde. Vor allem aber will sie weiterhin Alleinerzieherinnen helfen. „Ich habe kurz vor Weihnachten einmal eine Frau besucht, um ihr von mir gesammeltes Geld für warme Kleidung zu bringen und habe auch kleine Geschenke für die beiden Kinder mitgebracht. Eines der Kinder hat dann gefragt, ob ich das Christkind sei“, erzählt Schlierenzauer gerührt. Selbst nach so vielen tragischen Erlebnissen gehen ihr solche Momente noch immer nah.

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Angela Dähling

Angela Dähling

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