Starker Trend zur Einheitsliste
Schlaiten, Nikolsdorf, Kals, Kartitsch: Immer mehr Gemeinden verzichten auf Mehr-Fronten-Wahlkampf.
Von Catharina Oblasser
Osttirol –Nur noch eine Liste statt zwei wird es in Schlaiten geben. Bauernschaft und Heimatliste fusionieren, sagt Bürgermeister Ludwig Pedarnig. Er ist auch einziger Kandidat für den Posten des Ortschefs. Ähnlich in Nikolsdorf: Da tun sich drei der vier Listen zusammen und bilden eine Wahlplattform, erklärt Bürgermeister Georg Rainer, der wieder antritt. Designierter Vizebürgermeister ist wie bisher Gerald Standteiner. Nur die vierte Liste, die derzeit im Gemeinderat vertreten ist, bleibt selbstständig, es wird in Nikolsdorf also eine Alternative zur Wahlplattform geben.
In Kals schlossen sich die drei Gemeinderatsfraktionen zusammen und kürten eine gemeinsame Bürgermeisterkandidatin: Erika Rogl, derzeit Amtsleiterin. Amtsinhaber Klaus Unterweger tritt nicht mehr an. In Kals ist allerdings der Antritt einer FPÖ-Liste in Planung. In Kartitsch wird aus vier Listen eine. Auf Vorschlag von ÖVP-Bürgermeister Josef Außerlechner gibt es nur noch die „Gemeinschaftsliste Kartitsch“, die Kandidaten wurden in einer Urabstimmung von der Bevölkerung gewählt. Außerlechner bleibt Bürgermeisterkandidat. Eine zweite Liste ist nicht in Sicht. Auch Strassen setzt auf engere Kooperation, erklärt Bürgermeister Franz Webhofer: „Unsere fünf Listen bleiben zwar selbstständig, wir haben aber ein Fairness-Abkommen für den Wahlkampf geschlossen: kein Schlechtmachen der anderen, keine Wahlgeschenke.“ Webhofer will Bürgermeister bleiben.
Die Gründe für die Zusammenschlüsse sind unterschiedlich: „Auf uns wartet viel Arbeit. Da ist es sinnvoller, unsere Kräfte zu bündeln“, meint der Nikolsdorfer Ortschef. „Schon bisher haben die drei Fraktionen in Kals gut zusammengearbeitet“, begründet Rogl die nun offizielle Verschmelzung. Manchmal ist auch Personalnot ausschlaggebend. So habe eine der beiden Schlaitner Listen Probleme gehabt, Kandidaten zu finden, erzählt BM Ludwig Pedarnig, der weitermachen will. „Vor 18 Jahren hat sich die damalige Einheitsliste in Schlaiten gesplittet. Das kam bei der Bevölkerung nicht gut an“, sagt er. „Die Leute erwarten, dass wir uns vertragen.“
Die wohl längste Erfahrung mit Einheitslisten hat der Virger Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler, seit 1992 im Amt. Er regiert seit 2004 allein. Auf Dauer werde die Wahlbeteiligung zum Thema, sagt Ruggenthaler. Sie lag 2010 in Virgen nur noch bei 53 Prozent. „Auch wenn es nur eine Liste gibt, brauchen wir den Auftrag der Bürger“, appelliert Ruggenthaler an alle, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
In einigen Gemeinden ist ein umgekehrter Trend zu beobachten, etwa in Thurn. 2010 gab es nur eine Liste, diesmal sind es mindestens zwei. Katharina Nothdurfter-Bürgler fordert Amtsinhaber Reinhold Kollnig heraus.