Bausparkasse Schwäbisch Hall erwartet weiteren Gewinnrückgang
Stuttgart (APA/Reuters) - Die anhaltend niedrigen Zinsen werden den Gewinn der größten deutschen Bausparkasse Schwäbisch Hall heuer weiter s...
Stuttgart (APA/Reuters) - Die anhaltend niedrigen Zinsen werden den Gewinn der größten deutschen Bausparkasse Schwäbisch Hall heuer weiter schrumpfen lassen. „Auf der Ertragsseite macht sich das aktuelle Niedrigzinsniveau bemerkbar und wird das Ergebnis auch in Zukunft belasten“, erklärte Vorstandschef Reinhard Klein am Dienstag in Stuttgart.
„Quasi die gesamte Finanzbranche leidet unter den niedrigen Zinsen - und derzeit ist keine Besserung in Sicht“, betonte Klein. Eine Tarifumstellung auf niedrigere Darlehenszinsen im November und Kostensenkungen, mit der die Schwäbisch Hall gegensteuerte, dämpften zwar den erwarteten Ergebnisrückgang. „Sie werden ihn aber nicht verhindern können“, ergänzte Klein.
Im vergangenen Jahr schloss die Bausparkasse der Genossenschaftsbanken rund 900.000 neue Verträge über insgesamt 35 Mrd. Euro ab, ein Anstieg um knapp 13 Prozent. Das sei das zweithöchste Bruttoneugeschäft der 85-jährigen Firmengeschichte. Der Gewinn vor Steuern sank jedoch um 10 Prozent auf 341 Mio. Euro.
Die Bausparkassen leiden unter dem anhaltenden Zinstief, weil sie das Geld ihrer Sparer äußerst sicher - und damit renditeschwach - anlegen müssen. Die teilweise hochverzinsten Altverträge belasten die Branche besonders. Fast alle deutschen Bausparkassen haben Verträge gekündigt, bei denen die Sparer zwar die hohen Zinsen mitnahmen, die Darlehen aber nicht abriefen. Bei der Schwäbisch Hall waren zuletzt 70 Prozent der Darlehen nicht abgerufen worden. Die Zahl der Kündigungen liege bei deutlich weniger als einem Prozent der Bestandsverträge, erklärte Müller und verteidigte diesen Schritt: Die Bausparkasse könne keine Rendite-Optimierung zu Lasten der anderen Sparer akzeptieren.
„Wir stehen auf dem Standpunkt, dass auch wir ein Kündigungsrecht haben, genauso wie es der Kunde hat“, sagte Klein. Verbraucherschützer sehen die Kündigungen kritisch. Hunderte von Sparern klagten gegen Bausparkassen. Branchenweit habe es bisher rund 140 Gerichtsurteile gegeben, 90 Prozent seien zugunsten der Bausparkassen ausgegangen.
In Österreich dagegen erhalten Kunden für die sechs Jahre Laufzeit eines prämienbegünstigten Bausparvertrags die bei Vertragsabschluss vereinbarten Zinsen und können sich danach - je nach Institut - für eine Vertragsverlängerung zu denselben Konditionen, für einen neuen Bausparvertrag oder auch für eine Auszahlung des angesparten Vertrags entscheiden. Vertragskündigungen waren daher in Österreich zu keiner Zeit ein Thema.
Der Zinsdruck könnte nach Einschätzung von Klein in Deutschland mit gut 20 Anbietern zu Zusammenschlüssen führen. „Es gibt einen Trend zur Konsolidierung, der wird sich aber in den Sektoren abspielen“, sagte Klein. So haben aus dem Lager der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute die Landesbausparkassen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ihre Fusion beschlossen.