Verseuchtes Trinkwasser: Skandal erreicht weiteren Ort in USA
Dass das Trinkwasser von Flint (Michigan) verseucht wurde, ist bereits länger bekannt. Nun soll auch die Gemeinde von Sebring erhöhte Bleiwerte verschwiegen haben.
Chicago – Der Skandal um verseuchtes Trinkwasser hat einen zweiten Ort im Mittleren Westen der USA erreicht. Auf Anordnung der Umweltschutzbehörde des US-Staats Ohio (OEPA) blieben am Montag alle Schulen der Ortschaft Sebring geschlossen, nachdem bei Tests in mehreren Häusern und in einer Schule erhöhte Bleiwerte im Trinkwasser festgestellt worden waren.
Gefährliches Wasser seit Monaten bekannt: keine Warnung
Die Behörde warf der Gemeindeverwaltung vor, die Gefahr lange verschwiegen zu haben. Ohios Umweltschutzbehörde hat auch den Betreiber der Kläranlage im Verdacht, seine Berichte über die Wasserqualität von Sebring gefälscht zu haben. Ihr örtlicher Vertreter stieß demnach bei einer Routinekontrolle auf erhöhte Bleiwerte im Trinkwasser mehrerer Häuser, doch wiegelte der Betreiber der Kläranlage immer wieder ab, statt sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Anfang Dezember erließ die OEPA schließlich eine eigene Warnung – doch die Menschen in Sebring blieben bis vergangene Woche weiterhin ohne Informationen.
Schließlich platzte OEPA-Chef Craig Butler der Kragen. Der örtliche Kontrolleur habe sich offensichtlich zu lange das „Katz-und Maus-Spiel“ in Sebring gefallen lassen, sagte Butler am Sonntag. Er leitete mithilfe seiner Bundesbehörde Strafermittlungen ein und ordnete die Entlassung des Leiters der Kläranlage an.
Kostenlose Bluttests von Behörde angeordnet
Den Frauen und Kindern des Ortes wurde zu kostenlosen Bluttests geraten, um ihre Bleiwerte feststellen zu lassen. Die Gemeindeverwaltung begann, Wasserfilter und Trinkwasser in Flaschen an alle Haushalte zu verteilen. Sofortmaßnahmen der Umweltschutzbehörde, um die Korrosion der alten Wasserrohre aus Blei zu reduzieren, zeigten zudem erste Erfolge.
Der Fall erinnert an die jüngste Affäre um verseuchtes Trinkwasser in der Stadt Flint im Staat Michigan. Um Kosten zu sparen, hatte die dortige Stadtverwaltung im April 2014 damit begonnen, Wasser aus dem Flint-Fluss zur Trinkwasseraufbereitung zu nutzen.
Klagen der Anrainer über das stinkende und trübe Wasser, das zudem zu Hautausschlägen, Erbrechen und Haarausfall führe, wurden monatelang ignoriert. Bluttests von Kindern wiesen eine doppelt so hohe Bleibelastung wie üblich auf. US-Präsident Barack Obama rief am vorvergangenen Wochenende den Notstand aus, um Gegenmaßnahmen mit Bundeshilfen zu unterstützen. Ein Sonderermittler soll nun die Vorgänge in Flint untersuchen. (APA/AFP)