Industriekonjunktur stabil, Ausblick mit vielen Fragezeichen- Umfrage
Wien (APA) - Das Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung (IV) zeigt für die heimischen Industriebetriebe einen positiven Trend im v...
Wien (APA) - Das Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung (IV) zeigt für die heimischen Industriebetriebe einen positiven Trend im vierten Quartal. Der Ausblick für die nächsten Monate ist aber mit vielen Fragezeichen versehen: Ein weiterer Kursrutsch an den Finanzmärkten, eine stärkere Konjunkturabkühlung in China und USA sowie Grenzkontrollen innerhalb der EU könnten die Geschäftslage verschlechtern.
IV-Generalsekretär Christoph Neumayer und IV-Chefökonom Christian Helmenstein warnten bei der Präsentation des IV-Konjunkturbarometers am Dienstag eindringlich vor längerfristigen Grenzkontrollen zwischen den EU-Staaten aufgrund der Flüchtlingssituation. Die seit September bestehenden Grenzkontrollen hätten „noch nicht signifikant“ einen negativen Effekt gehabt, aber einige Industriebetriebe hätten bereits Probleme wegen der Grenzkontrollen gemeldet. „Das Schengen-Regime muss unbedingt aufrechterhalten bleiben“, mahnte Neumayer. Die Warenfreiheit gehöre zu den vier Grundfreiheiten der EU. Österreich wäre als Zulieferer- und Transitland von längerfristigen Grenzkontrollen „überproportional betroffen“, warnte Helmenstein. Mittelfristig würde es massive Auswirkungen auf die Lieferketten in Europa und die betroffenen Betriebe haben.
Das IV-Konjunkturbarometer stieg im vierten Quartal um sechs Zähler auf +22 Punkte und damit den höchsten Wert im Jahr 2015. Zum Vergleich: In der Wirtschaftskrise lag das Barometer bei -27 Punkten im 1. Quartal 2009 und stieg dann bis auf 37 Punkte im 1. Quartal 2011. Das Konjunkturbarometer ist eine Umfrage unter 422 Industriebetrieben mit rund 265.400 Beschäftigten. Aus den Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten (positiv, neutral und negativ) wird ein Mittelwert ermittelt.
Die erwartete Produktion in den nächsten drei Monaten liegt mit +12 Punkten im Plus. Die aktuellen Geschäftslage wird mit +46 Punkten deutlich besser eingeschätzt als im Vorquartal mit +35 Punkten. Die Geschäftserwartungen in den nächsten sechs Monaten werden mit -2 Punkten negativ eingeschätzt. Keine guten Nachrichten gibt es auch für den Arbeitsmarkt: Die Industriebetriebe sehen die Beschäftigungssituation in den nächsten drei Monaten mit -4 Punkten negativ.
Die Unternehmen würden von einem „stabilisierten Geschäftsgang“ berichten, aber gleichzeitig gebe es einen „skeptischen Tenor bei den Geschäftsaussichten“, berichtete der IV-Generalsekretär bei der Präsentation des Konjunkturbarometers. Neumayer lobte die Regierung für die Lohnnebenkostensenkung, forderte aber mehr Tempo beim Bürokratieabbau. Die Standort-Stimmung bei den Industriebetrieben habe sich gebessert, aber es gebe noch keine Trendwende.
Laut IV-Chefökonom Christian Helmenstein profitieren die heimischen Industriebetriebe von der höheren Wachstumsdynamik in Zentral- und Osteuropa. Das durchschnittliche Wachstum in CEE würde um 1,9 Prozentpunkte über Westeuropa liegen. Dennoch gebe es für die Exporteure erheblichen Schwierigkeiten ihre Marktposition trotz der exportfördernden Euro-Schwäche zu halten. Helmenstein verneinte negative Gesamteffekte durch den niedrigen Ölpreis in Österreich. Das Ölpreistief würde die Kostenseite der Unternehmen entlasten und den Konsum der Verbraucher ankurbeln. Nach der Rückkehr des Irans an die Ölmärkte erwartet der IV-Chefökonom für 2016 und 2017 noch einen weiterhin niedrigen Ölpreis und erst mittelfristig wieder einen Preis von 60 bis 80 US-Dollar je Barrel.
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