TT-Forum in Lienz: Fairer Schlagabtausch ohne Blessuren
Die vier Lienzer Bürgermeisterkandidaten stellten sich im vollen Kolpingsaal dem direkten Vergleich und bekräftigten sachlich ihre Positionen. Es wurde Klartext geredet, ohne zu verbalen Attacken auszuholen.
Von Claudia Funder
Lienz –Die Uhr tickt. In genau einem Monat werden die Bürger zu den Wahlurnen gerufen. Entsprechend groß war das Interesse am TT-Forum in Lienz, zu dem am Dienstag in den Kolpingsaal geladen worden war. In vollem Haus kam es zum Aufeinandertreffen der vier Bürgermeisterkandidaten Elisabeth Blanik (SP), Meinhard Pargger (VP), Uwe Ladstädter (LSL) und Josef Blasisker (FP). Moderiert wurde der mit Spannung erwartete Abend von TT-Chefredakteur Mario Zenhäusern.
In der Stadt Lienz warten viele Aufgaben, für die es künftig den Hebel anzusetzen gilt. Die Nordschule liegt für das Kandidatenquartett unisono an der Spitze der Prioritätenliste. „Mir ist es zu wenig, dass die Standortfrage nach fünf Jahren noch immer nicht geklärt ist“, kritisierte Pargger. Würde er Bürgermeister werden, wäre dieses Thema binnen eines Jahres abgehakt, stellt er klar. Auch für Blasisker ist die Schule „das erste Projekt, das in Angriff genommen werden muss“. Vorhaben gelte es Schritt für Schritt umzusetzen, bekräftigte Blanik den von ihr eingeschlagenen Weg. Das Schwimmbad, das derzeit realisiert wird, hatte Vorrang. Die Schule sei aber das nächste große Ziel. Zum als möglichen Standort ins Spiel gebrachten RGO-Areal sagte sie: „Es gab wiederholt Gespräche, der Preis liegt aber weit über dem, was für die Stadt vorstellbar ist.“
In puncto Modellregion für die Gesamtschule glaubt Ladstädter, dass das Thema nicht ausdiskutiert ist: „Die Folgen sind ungewiss, es fehlen die genauen Informationen.“ Blanik hält es für „unsinnig, dort etwas drüberzustülpen, wo es keine Problematik gibt. Ich bin nicht dafür, dass die Modellregion in Osttirol kommt. Sie sollte dort entstehen, wo man sie sich wünscht.“ Blasisker ist klar gegen die Einführung im Bezirk: „Wir müssen verteidigen, was sich jahrzehntelang bewährt hat.“ Pargger schlägt in dieselbe Kerbe, ist für den Erhalt des Gymnasiums in bisheriger Form: „Das Experiment darf nicht stattfinden. Es muss weiterhin Wahlfreiheit für Eltern und Schüler geben.“
Das Verkehrsproblem in Lienz bleibt weiter ein heißes Eisen. Pargger plädierte für die Schaffung einer Nord-Süd-Verbindung, die unter der B 100 durchgeht. Für Blanik ist dies aufgrund der Schwierigkeit von Zu- und Abfahrten so nicht lösbar. Zur Entflechtung des Verkehrs werden, sagte sie, das Mobilitätszentrum, die Implementierung des Regiobusses und die Forcierung des Radverkehrs wesentlich beitragen. Blanik: „Auch die Verlangsamung des Individualverkehrs halte ich für eine gute Idee.“
Freiräume in Lienz erhalten und nicht alles zubauen – dafür möchte sich Uwe Ladstädter weiterhin starkmachen. Er will, dass sich die Ausschüsse auch für Ersatzgemeinderäte öffnen und spricht sich klar für eine Beteiligung der Bürger am Entwicklungsprozess der Stadt aus. „Die Bürgerbeteiligung ist nichts, was man neu erfinden muss“, räumt Pargger ein. „Aber ich habe ein offenes Ohr, wenn es darum geht, sie auszubauen.“ Blasisker wünscht sich eine gute Vorbereitung dieses Prozesses, den er für „befruchtend“ hält: „Man sollte die Lienzer auch über die Zukunft des Hochsteins befragen, der ein Juwel der Stadt, aber auch Sorgenkind ist.“
Blanik will den Bürgerbeteiligungsprozess begleiten lassen. „70.000 Euro sind dafür budgetiert. Wir brauchen Profis – nicht für Entscheidungen, sondern für die Steuerung und Moderation. Ich will die Menschen mitnehmen, sie sollen mitgestalten.“
Dieser Bürgerbeteiligungsprozess soll in vielen Bereichen greifen, um die verschiedenen Stadtteile zu analysieren und Umsetzungsprioritäten zu definieren. Das gilt auch für den Hauptplatz. „Er gehört nicht nur den Anrainern, sondern ist das Wohnzimmer aller Lienzer“, stellt Blanik klar. „Der Hauptplatz ist die Visitenkarte jeder Stadt, jeder Bürger soll sich hier einbringen können“, meint auch Blasisker.
Beim TT-Forum wurde das Mikrophon wiederholt für Fragerunden aus dem Publikum freigegeben. Und die Forum-Besucher, die sich ein authentisches Bild von den Bewerbern machen konnten, nutzen diese Möglichkeit ausgiebig. Unter anderem kam eine spannende Anregung von Thomas Haidenberger, Bezirkssprecher der Grünen: die Wiedereinführung des Energiebeirates. Bei den vier Bürgermeisterkandidaten stieß dieser Denkanstoß durchaus auf Interesse.
Die zweistündige Diskussion verlief konstruktiv, gespickt mit manch humorvollem Moment. Man setzte auf Argumente statt auf politische Phrasen. In einem Monat sind die Wähler am Wort.