Flüchtlinge - Landesrätin präsentierte „Salzburger Integrationsweg“
Salzburg (APA) - Landesrätin Martina Berthold (Grüne) hat am Dienstag einen Ist-Zustand sowie Ziele für den „Salzburger Integrationsweg“ prä...
Salzburg (APA) - Landesrätin Martina Berthold (Grüne) hat am Dienstag einen Ist-Zustand sowie Ziele für den „Salzburger Integrationsweg“ präsentiert. Die rund 4.850 Asylwerber haben in 85 von insgesamt 119 Salzburger Gemeinden ein Quartier erhalten. Damit gibt es in 34 Gemeinden noch keine Flüchtlingsunterkünfte. Bis Ende Februar sollen 100 neue Plätze für unbegleitete, jugendliche Flüchtlinge geschaffen werden.
Die Zahl der positiven Asylbescheide hat sich 2015 gegenüber dem Jahr zuvor mit 714 mehr als verdoppelt (2014: 300). Das Integrationsbudget für 2016 ist laut Berthold gegenüber dem Vorjahr um 386.000 Euro (plus 170 Prozent) gestiegen, für Integrationsangebote stehen heuer 755.200 Euro zur Verfügung.
Nach dem Motto „Integration von Anfang an“ liege der Schwerpunkt der Maßnahmen, die 2016 umgesetzt werden, in den Bereichen Sprache und Grundlagen der österreichischen Gesellschaft, Ausbildung, Wohnen und Zusammenleben, erklärte die Landesrätin. Im Vorjahr haben 1.348 Asylsuchende mehr als 130 Deutschkurse besucht. „Für heuer sind rund 200 Kurse geplant, dafür werden aus dem Budget der Grundversorgung 300.000 Euro investiert.“
Salzburg habe sich heuer zum Ziel gesetzt, den Asylsuchenden den Abschluss des Grundzertifikats (A1-Grundstufe) zu ermöglichen, das zur Kommunikation in einfachen Alltagssituationen befähige, sagte Berthold. „Damit ist auch die Grundlage für die Integration in den Arbeitsmarkt gelegt, denn das Arbeitsmarktservice übernimmt nur die Menschen in Betreuung, die ein A1-Zertifikat vorweisen können.“
Im Fokus der Deutschkurse stünden Informationen zu den Grundlagen der österreichischen Gesellschaft, zum Alltagsleben und Umgang der Geschlechter. Deutsch werde nicht nur durch zertifizierte VHS-Lehrpersonen vermittelt, sondern auch durch zahlreiche engagierte Salzburger, sagte Berthold. Unter dem Titel „Sprachtraining im Freiwilligennetz“ habe das Diakoniewerk Salzburg bereits rund 130 ehrenamtliche Sprachtrainer ausgebildet. Das bisher auf den Salzburger Zentralraum beschränkte Angebot werde 2016 auf das gesamte Bundesland ausgeweitet und heuer mit insgesamt 180.000 Euro gefördert. Neue Kurse würden zudem an der Universität Salzburg über das Programm „More4refugees“ angeboten, weiters öffne auch die Fachhochschule Salzburg ab 2016 ihre Deutsch-Angebote für Flüchtlinge.
Derzeit werden nach Angaben der Landesrätin mehr als 220 unbegleitete Kinder und Jugendliche in zwölf Landesquartieren betreut. Zudem seien mehr als 200 Flüchtlinge, die unter 18 Jahre alt sind, im Bundesquartier in Wals-Siezenheim (Flachgau) untergebracht. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, neue Plätze für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge zu schaffen. Das große Containerquartier in Wals-Siezenheim kann nur eine Notlösung sein. 100 neue Plätze für jugendliche, unbegleitete Flüchtlinge werden bis Ende Februar geschaffen“, kündigte Berthold an. Im Frühjahr startet die Unterbringung in Gastfamilien.
Im Vorjahr wurde für 285 anerkannte Flüchtlinge in Land und Stadt Salzburg ein Wohnraum vermittelt: für 140 Personen private Wohnungen und für 145 sogenannte Integrationsstartwohnungen. Aktuell warten in der Stadt Salzburg und Umgebung laut Berthold 235 Personen auf eine Wohnung. Die Wohnraumberatung für anerkannte Flüchtlinge soll heuer auf alle südlichen Bezirke ausgeweitet werden.
Nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln und auch in Salzburg wird nun das Salzburger Gewaltschutzzentrum aktiv. Auf Ersuchen des Landes werde die anerkannte Salzburger Opferschutzeinrichtung ab Februar in Asylquartieren aufklärend und gewaltpräventiv tätig, berichtete die Landesrätin. Im Zentrum der Gesprächsrunden stünde der respektvolle und gleichberechtigte Umgang von Frauen und Männern.
Die Berater der „Männerwelten“, die Männern bei der Bewältigung und gewaltfreien Lösung von Krisen zur Seite stehen, starten kommenden März ein Projekt, bei dem Männer mit Migrations- und Fluchterfahrungen als Multiplikatoren ausgebildet werden. Diese sollen in Asylquartieren oder bei Veranstaltungen und Festen mit männlichen Flüchtlingen die Themen „respektvoller Umgang mit Frauen, Gleichbehandlung, Nähe und Distanz“ besprechen.