Konservativer US-Journalist glaubt nicht an Trumps Präsidenten-Chance

Wien/Washington (APA) - Mit den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire am 1. und 9. Februar steuert der US-Präsidentschaftswahlkampf auf einen ...

Wien/Washington (APA) - Mit den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire am 1. und 9. Februar steuert der US-Präsidentschaftswahlkampf auf einen ersten Höhepunkt zu. Doch auch wenn der Demokrat Bernie Sanders sowie der skandalträchtige Republikaner Donald Trump aus der Pole Position ins Rennen starten, glaubt der konservative Journalist und Politikexperte Ramesh Ponnuru nicht, dass sie sich langfristig behaupten können.

Zwar werde sich Sanders in Iowa und New Hampshire, wo der Anteil weißer Demokraten hoch und jener von Hispanics oder Schwarzen niedriger sei, wohl gegen die amtierende Außenministerin und frühere First Lady Hillary Clinton durchsetzen können. Er sehe jedoch „keine Anzeichen“, dass das auch im Rest des Landes so sein werde, so Ponnuru am Dienstag vor Journalisten in Wien: „Ich glaube er wird Clinton kurzfristig etwas aufmischen ... Aber langfristig müsste schon etwas sehr Ungewöhnliches passieren, damit sie nicht Kandidatin wird.“

Was den populistischen Multimilliardär Donald Trump betreffe, der gerne in heftigen Tönen gegen Einwanderer hetzt und ein Einreiseverbot für Muslime fordert, so würden die „Umfragen überschätzen, wie gut er abschneiden wird“. Ein großer Teil der Unterstützung für Trump sei nämlich ein „Ergebnis seiner medialen Dominanz“, die wohl zurückgehen werden, wenn sich das Feld der republikanischen Kandidaten - aktuell sind es zwölf - nach den ersten Vorwahlen einengen werde. Dann würden die Wähler das Rennen auch ernster nehmen, wie Studien zeigten.

Zudem würden Trumps Unterstützer - weiße US-Amerikaner der unteren Mittelschicht ohne College-Abschluss - zu jener Bevölkerungsschicht gehören, die überdurchschnittlich oft nicht wählen gehe. „Es kann sein, dass sich das bei manchen ändert“, so Ponnuru. „Aber viele werden nicht zur Wahl gehen.“

Als aussichtsreichste republikanische Kandidaten wertet der Politikjournalist daher den 44-jährigen Senator von Florida mit kubanischen Wurzeln, Marco Rubio, sowie seinen Vorgänger und Sohn bzw. Bruder der Ex-Präsidenten George H. W. und George W. Bush, Jeb Bush. Rubios Botschaft sei die „attraktivste von allen“, erklärte Ponnuru. Nämlich „ein Programm, das sich nicht an der Vergangenheit, sondern der gegenwärtigen Wirtschaftslage orientiert“ und darauf basierend Reformen im Bildungs-, Wirtschafts- oder Gesundheitsbereich vorschlage. „Bush macht das zu einem geringeren Grad ebenfalls, aber er müsste seine politische Performance um ein vielfaches verbessern.“

An ein Antreten seines Chefs bei Bloomberg-News und früheren Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, glaubt der konservative Journalist übrigens eher nicht. Bloomberg, der laut US-Medienberichten eine Kandidatur erwägt, werde wohl „abwarten und sehen, was passiert“, so Ponnuru. Wenn es auf ein Duell zwischen Sanders und dem der erzkonservativen Tea Party nahestehenden Ted Cruz hinauslaufe, könnte Bloomberg „eine Lücke für sich sehen“. Aber: „Er investiert nicht leichtsinnig und es ist wahrscheinlich, dass seine Kandidatur ins Nichts laufen würde.“

„Das große Fragezeichen“ sei hingegen, welche Rolle der Umstand spiele, dass Hillary Clinton aktuell die einzige Frau mit realistischen Aussichten auf das Weiße Haus ist. „In ihrer ersten Kampagne gegen (den amtierenden, demokratischen Präsidenten Barack) Obama, hat das überhaupt keine Rolle gespielt. Diesmal spielt sie die Karte ganz bewusst. Die Frage ist, ob das funktionieren wird. Es besteht die Möglichkeit das sie es zulasten der traditionell von einem Staatsoberhaupt erwarteten Qualifikationen übertreibt“, glaubt Ponnuru.

Sicher sei, dass die Amerikaner bei der Wahl eines Präsidenten immer auch nach einem „Commander-in-Chief“, dem militärischen Oberbefehlshaber, suchen würden. „Und Trump würde diesen Test nie bestehen, Sanders auch nicht.(...)Um ehrlich zu sein, ist es auf Seiten der Republikaner nicht klar, ob irgendjemand das würde.“

Ramesh Ponnuru ist Journalist bei der einflussreichen, konservativen Zeitschrift „National Review“ sowie bei „Bloomberg View“. Er publiziert regelmäßig in der „Washington Post“ sowie dem „Time Magazin“. Nach eigenen Angaben ist er zudem mit dem republikanischen Kandidaten Ted Cruz befreundet, seine Frau ist Mitglied des Kampagnenteams von Jeb Bush.