Slowakischer Erzbischof Sokol faktisch rehabilitiert

Bratislava (APA) - Der ehemalige Erzbischof von Trnava, Jan Sokol, ist de facto rehabilitiert. Er trat am Sonntag auch als Hauptzelebrant im...

Bratislava (APA) - Der ehemalige Erzbischof von Trnava, Jan Sokol, ist de facto rehabilitiert. Er trat am Sonntag auch als Hauptzelebrant im Dom auf. Weiterhin ungeklärt ist hingegen die weitere Entwicklung der „Causa Bezak“. Robert Bezak war Sokol 2009 nachgefolgt, wurde aber kurz darauf 2010 aus ungeklärten Gründen abberufen. Bezak wartet weiterhin auf eine Rehabilitierung.

Wie Kathpress unter Berufung auf den katholische Sender „Radio Lumen“ am Dienstag meldete, habe Sokol am Sonntag in Trnava den krönenden Abschlussgottesdienstes der fast zweiwöchigen Rundfahrt der Reliquien der heiligen Therese von Lisieux durch die Slowakische Republik geleitet. Damit trat Sokol erstmals seit seiner Emeritierung im Jahr 2009 - und seit Beginn der Vorwürfe und Ermittlungen gegen ihn - wieder als Hauptzelebrant bei einem landesweit beachteten Gottesdienst in seiner alten Bischofskirche in Erscheinung.

Zeitgleich mit dem Bericht über die Feier im Dom meldeten slowakische Medien, auch „Radio Lumen“, dass die Polizei das Strafverfahren gegen Sokol eingestellt hat. In der Causa angeblich abgängiger Gelder in der Erzdiözese Trnava habe ein Sachgutachten nachgewiesen, dass die Gelder nicht verschwunden, sondern falsch verbucht worden seien, hieß es. Die Einstellung des seit drei Jahren anhängigen Verfahrens war bereits zu Jahresende erfolgt. Doch erst als sich Journalisten dafür zu interessieren begannen, machte die Polizei die jüngste Entwicklung publik. Details werden in den Meldungen nicht genannt.

Martin Wädl, der Sprecher des Präsidiums der Polizeikorps der Slowakischen Republik, bestätigte, es sei „durch die durchgeführte Untersuchung belegt worden, dass der Tatbestand, um dessentwillen die Strafverfolgung geführt wurde, keine strafbare Handlung darstellt und daher kein Grund für eine Weiterverfolgung der Strafsache vorliegt“. Die Rechtmäßigkeit und Begründbarkeit der Entscheidung des Untersuchungsrichters werde derzeit von der Kreisprokuratur Trnava überprüft, so deren Sprecher Mojmir Huna.

Die Slowakische Bischofskonferenz hat die Einstellung des Verfahrens ohne Kommentar „zur Kenntnis genommen“. Die unmittelbar betroffene Erzdiözese Trnava verfügt laut deren Sprecher Dusan Kolencik „derzeit über keine offizielle Entscheidung der im Strafverfahren tätig gewordenen Organe“ und könne daher nicht Stellung nehmen.

Erzbischof Jan Sokol erklärte in einem Telefonat mit dem privaten Sender „TV JOJ“, es habe „anders gar nicht kommen können“, da er „in puncto Finanzen geradezu pedantisch“ sei und „die Gelder wirklich armen Menschen für die Kirchen“ gegeben habe, „wo es eben nötig war“.

Jan Sokol war noch in kommunistischer Zeit 1987 zum Apostolischen Administrator von Trnava ernannt. Zum Erzbischof von Bratislava-Trnava wurde er am 26. Juli 1989 ernannt, die feierliche Amtseinführung erfolgte am 10. September 1989, zwei Monate vor der politischen Wende. Die Bischofsernennungen 1988 und 1989 waren die ersten nach vielen Jahren, die zwischen Staat und Kirche ausgehandelt werden konnten. Sie galten als Kompromiss zwischen dem, was die Kirche benötigte, und dem, was das kommunistische Regime zulassen wollte. Presseberichten zufolge ist nach wie vor ungeklärt, ob Sokol bis zur Samtenen Revolution 1989 mit der kommunistischen Staatssicherheit StB kollaboriert hat.

Sokols Nachfolger in Trnava wurde 2009 der Redemptorist Robert Bezak. Er hatte die Ermittlungen gegen Sokol in die Wege geleitet, wurde aber kurz darauf 2010 aus ungeklärten Gründen abberufen. Nachfolger Bezaks ist Jan Orosch. Dieser stand immer zu Sokol und hatte ihn zu verschiedenen Anlässen auch in den Dom eingeladen. Die jetzige Einstellung des Verfahrens gegen Sokol wird medial nun auch als weitgehende Rehabilitierung des Tyrnauer Alterzbischofs eingestuft.