Zwölftes Naturdenkmal markiert mystischen Platz
Die Bezirkshauptmannschaft Landeck hat eine uralte Esche in Obsaurs unter Schutz gestellt. Ihr Standort hat eine reiche Geschichte.
Von Matthias Reichle
Schönwies –Sie ist ein Blickfang: die knorrige, vernarbte Rinde, die weitverzweigten Äste, der Holzbottich, in den das Wasser plätschert, und dahinter die kleine Kirche, die, am Jakobsweg gelegen, dem heiligen Vigil geweiht ist. Unter der uralten Esche im Schönwieser Ortsteil Obsaurs haben wohl schon zahlreiche Generationen von Pilgern Rast gemacht. Weil nicht nur von Menschenhand geschaffene „Monumente“ schützenswert sind, hat die Bezirkshauptmannschaft Landeck den großen Baum nun zum Naturdenkmal erklärt. Es ist das zwölfte im Bezirk Landeck. Anfang Jänner wurde er ins Naturdenkmalbuch eingetragen, bestätigt BH-Umweltreferent Manuel Wolf. „Es gibt nur Schätzungen, wie alt die Esche tatsächlich ist“, betont er. Man nimmt aber an, dass sie weit mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hat. Ausschlaggebend war das Alter und der „idyllische Standort“, erklärt der Jurist. Der Hinweis und die Idee für das Naturdenkmal kam von Mitgliedern der Bergwacht, Einsatzstelle Venet, die den Ort schätzen.
„Man muss nicht esoterisch sein, aber der Platz hat eine ganz beruhigende Ausstrahlung“, betont der Volkskundler Wolfgang Morscher, Herausgeber der Internetplattform www.sagen.at. Der Wissenschafter hat auf seiner Seite einiges Wissenswertes zusammengetragen.
Die alte Kirche ist dem heiligen Vigil geweiht, in alter Zeit wurden dort aber drei heilige Jungfrauen, Ainbet, Wilbet und Gwerbet, verehrt, die so mancher heute als heidnische Göttinnen identifiziert. Im Bereich der Kirche, am Burschl, soll es auch einen alten vorchristlichen Brandopferplatz geben, wie Johannes Pöll vom Bundesdenkmalamt erklärt. Dort gibt es Funde, die auf eine reiche Geschichte schließen lassen.