Ski: Kristoffersen siegte in Schladming vor entfesseltem Hirscher

Schladming (APA) - Das 19. Slalom-Nightrace im alpinen Ski-Weltcup in Schladming hat am Dienstag den fast erwarteten Sieger gebracht. Der No...

Schladming (APA) - Das 19. Slalom-Nightrace im alpinen Ski-Weltcup in Schladming hat am Dienstag den fast erwarteten Sieger gebracht. Der Norweger Henrik Kristoffersen setzte sich 0,61 Sekunden vor Marcel Hirscher durch, der mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang von Platz 22 nach vorne preschte. Im ersten Abschnitt hatte ihn eine Brillen-Panne zurückgeworfen. Dritter wurde Vorjahressieger Alexander Choroschilow.

Slalom ist, wenn 80 Mann durch einen Stangenwald kurven - und am Ende gewinnt Henrik Kristoffersen. Der 21-Jährige hat in diesem Weltcup-Winter nunmehr sechs von sieben Slaloms für sich entschieden. Kristoffersen holte in Schladming, wo mit seinem ersten Weltcup-Erfolg vor zwei Jahren auch sein Stern aufgegangen war, seinen insgesamt zehnten Sieg.

Er ist der erste seit Benjamin Raich vor 15 Jahren, der die drei Jänner-Highlights im Slalom in Wengen, Kitzbühel und Schladming gewann. Zudem feierte der Blondschopf seinen vierten Sieg in Folge. Zuletzt gelang Giorgio Rocca in der Saison 2005/06 eine solche Serie. Der Italiener gewann sogar die ersten fünf Slaloms.

„Zuallererst möchte ich mich bei den Zuschauern in Schladming bedanken. Das war fantastisch“, sagte Kristoffersen. „Und Chapeau vor Marcel Hirscher. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, oben viel besser zu fahren als er. Das war unglaublich schnell.“

Der Salzburger hatte im ersten Durchgang einen Rückstand von 2,59 Sekunden, da er mit einer stark beschlagenen Skibrille zu kämpfen hatte. Grund dafür war ein falsch eingesetztes Brillenglas, wodurch die Innenseite außen war, was mit zunehmender Dauer zu einem immer größeren Handicap wurde.

„Ich habe versucht, alles rauszuquetschen und mein absolutes Maximum zu fahren im zweiten Durchgang. Ich habe auch die Pistenbedingungen für mich nutzen können, das darf man auch nicht vergessen“, sagte Hirscher. „Da ist heute eine große Schadensbegrenzung passiert. Wir haben schon blöde Fehler gemacht. Das kann passieren, aber trotzdem darf es nicht passieren.“

Pechvogel des Abends vor fast 45.000 Zuschauern war der Deutsche Felix Neureuther, der den Rest des Feldes im ersten Lauf mit einer Fabelzeit weit hinter sich gelassen hatte. Der Schladming-Dritte der vergangenen beiden Jahre lag 0,53 Sekunden vor dem Italiener Stefano Gross und 1,10 Sekunden vor Kristoffersen. In der Entscheidung wurde ihm ein Einfädler zum Verhängnis.

„Schon sehr schade“, meinte Neureuther. „Ein Einfädler ist immer ein bisschen bitter. Trotzdem habe ich ein ziemlich gutes Gefühl gehabt beim Fahren.“ Für seine regelrechte Explosion im ersten Lauf machte der 31-Jährige nicht zuletzt eine Setup-Umstellung verantwortlich. „Ich fahre einen neuen Schuh, und das hat vom ersten Schwung an hundertprozentig funktioniert. Jetzt bin ich zumindest im ersten Durchgang wieder gefahren wie der alte Neureuther.“

Digruber war zur Halbzeit als 25. nur unwesentlich besser als Hirscher klassiert. Im zweiten Durchgang kam er mit der viertbesten Laufzeit noch auf den zehnten Platz. „Ich habe mir das vorgenommen gestern, dass ich einen Top-zehn-Platz bei einem Heimrennen schaffen möchte. Das war eine sogenannte Punktlandung. Geil!“, jubelte der Mostviertler. „Mein zweiter Lauf war sehr gut. Ich bin wirklich zufrieden mit meinem Skifahren zurzeit.“

Marco Schwarz (31.), Reinfried Herbst (32.), Michael Matt (34.), Wolfgang Hörl (44.) und Dominik Raschner (49.) verpassten alle das Finale. Christian Hirschbühl rutschte von der Piste. Schwarz war nachher beinahe sprachlos. „Ich habe jetzt Feierabend“, diktierte der Kärntner nur.

Auch bei Herbst, der seine Planai-Abschiedsvorstellung gab, war die Enttäuschung spürbar. „Bei mir waren schon viele Spuren drinnen, das habe ich gespürt. Aber es hilft nichts. Ich habe trotzdem viele schöne Erinnerungen an Schladming und möchte mich bei allen Fans und Wegbegleitern bedanken“, sagte der 37-Jährige, der nach Rennende eine Abschiedsparty in der Tenne veranstaltete.

Bestätigung erhielt Herbst von ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, der ebenfalls von sehr schwierigen Umständen für die hinteren Startnummern sprach. „Die Kurssetzung war sehr schnell. Für die vorderen Nummern ist das kein Problem, aber dahinter war das mit den Löchern fast unmöglich zu fahren.“

Mögliche Hintergründe zu Hirschers Malheur wurden im Zielgelände ebenfalls heiß diskutiert. „Ich mache niemandem einen Vorwurf“, meinte der vierfache Nightrace-Gewinner Raich. „Das ist dem Hannes Trinkl auch einmal passiert in Lillehammer“, erzählte Verbandspräsident Peter Schröcksnadel. Bedeutender Nachsatz: „Aber mir ist das noch nie passiert.“