Routinierte Härte: Slipknot lieferten in Wien Dienst nach Vorschrift
Wien (APA) - David Bowie ist allgegenwärtig: Sogar beim Auftritt der US-amerikanischen Metalband Slipknot am Dienstagabend in der Wiener Sta...
Wien (APA) - David Bowie ist allgegenwärtig: Sogar beim Auftritt der US-amerikanischen Metalband Slipknot am Dienstagabend in der Wiener Stadthalle musste der kürzlich verstorbene Star herhalten, um mit „Ashes To Ashes“ aus der Konserve die wartende Menge zu unterhalten. Ob befruchtend oder störend: Entgegengefiebert haben die Fans wohl eher den Maskenmännern, die leider nur Dienst nach Vorschrift lieferten.
„Meine Freunde, meine Familie!“ Sänger Corey Taylor ließ keine Zweifel aufkommen, dass hier Tausende zusammengekommen waren, die zusammengehören. Wie wenige Bands im modernen Metal verstehen es Slipknot, ihre Anhänger zu motivieren und bei der Stange zu halten. Seit die neunköpfige Combo aus Iowa vor rund 17 Jahren mit dem selbstbetitelten Debüt um die Ecke gebogen ist und schon alleine aufgrund der optischen Konstellation für offene Münder gesorgt hat, folgte in steter Abfolge neues, nach ähnlichen Prinzipien gestricktes Material, das den eigenen Ruf einzementierte.
Wobei: Den Schockeffekt, den wütende Schnellschüsse wie „Spit It Out“ oder „(sic)“ damals hatten, sucht man heute trotz ohrenbetäubender Live-Umsetzung vergeblich. Natürlich, die an diverse Horrorfilme angelehnten Masken der Musiker und die Verortung als Band aus dem düsteren, zwielichtigen Hinterhof der Vereinigten Staaten wird zwar weiterhin beinhart durchgezogen. Nur wenn jetzt vereinzelt Bandmitglieder wie verrückt über die Bühne preschen oder die überdimensionale Leinwand hinter Schlagzeuger Jay Weinberg mit Videos von Maden oder brennenden Puppen bespielt wird, gehört das zwar zur Ästhetik von Slipknot, hat aber wenig Mehrwert.
Zum Glück muss sich die Gruppe aber nicht nur auf das Äußere reduzieren lassen, sondern hat im Laufe der Jahre etliche gute bis großartige Songs fabriziert. So gab das derb hämmernde „Disasterpiece“ früh eine Einstimmung auf das, was folgen sollte: Knackige Gitarrenriffs, verstörende Soundschnipsel von Synthesizer- und DJ-Pult sowie ein unbarmherzig in die Halle geknalltes Schlagzeugspiel, das zwar durch Akkuratesse bestach, letztlich aber primär brachiale Härte vor Augen führte. Wie man die Meute dennoch bei Laune hält, exerzierte Taylor als Frontmann zum Angreifen in bester Manier.
Und so pflügte man sich durch die Bandgeschichte, stattete dem Debüt mit „Eyeless“ einen Besuch ab, gab mit „Everything Ends“ einen länger nicht gespielten Wutklumpen von „Iowa“ und hatte natürlich die Hits „Duality“ oder „Wait and Bleed“ im Gepäck. Dazu servierte die Band noch eine Auswahl an wissenschaftlich angehauchten Visuals - von Gehirnansichten bis zu Körperquerschnitten - und ließ auch die etwas gefühlvollere Seite nicht zu kurzkommen. Als beim melodiösen Auftakt von „Killpop“ aber sogar ein Sternenhimmel zum Einsatz kam, schlich sich doch ein ungewollt kitschiger Unterton in die Show.
Wie zu erwarten war der aber natürlich nur von kurzer Dauer, denn auch das folgende „Dead Memories“ offenbarte zwar das gekonnte Hantieren mit eingängigen Hooks, wurde aber Sekunden später wieder standesgemäß zertrümmert. Und spätestens bei „Surfacing“ war alles wieder im Lot und dieser Horrorzirkus ganz auf Kurs. Auch wenn einige Fan-Favoriten bei dem mehr als eineinhalbstündigen Auftritt im Köcher blieben, zeigten Slipknot zur Freude des Publikums ihre Bandbreite. Hart, schnell - aber leider auch eine Spur zu routiniert.
(S E R V I C E - www.slipknot1.com)