Österreichische Mediathek bringt Wiener Stadtplan zum Klingen

Wien (APA) - Die Österreichische Mediathek bringt den Wiener Stadtplan zum Klingen. Mehr als 300 Tonaufnahmen aus dem Bestand des audiovisue...

Wien (APA) - Die Österreichische Mediathek bringt den Wiener Stadtplan zum Klingen. Mehr als 300 Tonaufnahmen aus dem Bestand des audiovisuellen Archivs wurden ihren Spiel- bzw. Entstehungsorten im Stadtgebiet zugeordnet und mit Bild und Text versehen. Auf dem am Mittwoch präsentierten Stadtplan lassen sie sich online frei abrufen, die Archivaufnahmen kehren damit virtuell an ihre Originalschauplätze zurück.

Die Österreichische Mediathek, eine Außenstelle des Technischen Museums Wien, hat in ihrem Archiv mehr als zwei Millionen Tonaufnahmen und Videos zur österreichischen Kultur- und Zeitgeschichte. Aus diesen wurde ein buntes Spektrum an Tonaufnahmen für den akustischen Stadtplan ausgewählt.

Am Stephansplatz finden sich etwa fünf Tondokumente, darunter eine Radioreportage über den ersten Probeanschlag der neuen Pummerin aus dem Jahre 1952, die Beschreibung des Blicks über Wien vom Turm des Stephansdoms in Adalbert Stifters Essay „Vom Sanct-Stephansthurme“ oder Ursula Stenzels Mittagsjournal-Bericht über den archäologischen Sensationsfund der Virgilkapelle aus 1972.

Beim Flanieren über den Online-Stadtplan erwarten den Besucher gleich beim Riesenrad „Szenen aus dem Wurstelprater“ aus dem Jahr 1903 - zwar kein Live-Mitschnitt, aber dafür eines der damals beliebten „Hörbilder“. Am Karlsplatz hört man Helmut Hofmann als Zeitzeuge über seinen Besuch des Schwarzmarktes im Resselpark in den frühen Nachkriegsjahren erzählen, auf der Hohen Warte in Wien-Döbling lauscht man einer Radio-Reportage über den 8:2-Sieg des österreichischen „Wunderteams“ über Ungarn aus dem Jahr 1932.

Musik und Literatur sind ebenfalls stark vertreten, etwa eine Lesung Elfriede Jelineks in der Alten Schmiede aus 1981. Zu hören sind auch verschwundene Klänge an verschwundenen Orten, wie das „Hschkiwenu“, das Oberkantor Zavel Kwartin 1909 in der Synagoge Neudeggergasse in Wien-Josefstadt gesungen hat, die 1938 im Zuge der Novemberpogrome zerstört wurde.

Filtern lässt sich im klingenden Stadtplan nach Themengebieten wie Wissenschaft oder Sport, nach Zeitraum und nach Bezirk. Darüber hinaus laden derzeit drei Stadtspaziergänge zur akustischen Erkundung eines Grätzels, etwa „Auf den Spuren der jüdischen Gemeinde ‚Sechshaus‘“ oder „Topografie der Ermächtigung und der Ohnmacht: Ringstraße und Heldenplatz“.

Weil es in den Archiven „noch viele Töne gibt, die man gut verorten kann“, soll der akustische Stadtplan ständig erweitert werden, sagte die Leiterin der Österreichischen Mediathek, Gabriele Fröschl, gegenüber der APA. Auch weitere Stadtspaziergänge sollen folgen. Die webbasierte Anwendung kann frei über die Homepage der Mediathek abgerufen werden, die Webseite wurde für mobile Endgeräte und Smartphones optimiert.

(SERVICE - Internet: www.mediathek.at/stadtplan)