Fonds-Prozess gegen Hypo - Anleger: „Ist das eh nichts Gefährliches?“
Wien (APA) - Im Prozess gegen die Hypo Steiermark wegen verlustträchtiger Hollandfonds des deutschen Emissionshauses MPC ist am Mittwoch am ...
Wien (APA) - Im Prozess gegen die Hypo Steiermark wegen verlustträchtiger Hollandfonds des deutschen Emissionshauses MPC ist am Mittwoch am Wiener Handelsgericht der erste betroffene Anleger einvernommen worden. Über das Totalverlustrisiko sei er nicht aufgeklärt worden, er habe seinem Berater voll vertraut.
„Meine Frage war, ist der Einsatz von 20.000 Euro sicher und werde ich das Geld nach zehn Jahren wiederbekommen“, sagte der Anleger. Der Berater, den er schon jahrelang kenne und zu dem er ein „ordentliches“ Verhältnis habe, habe ihm gesagt: „Am Ende bekommst du 100 Prozent.“
„Dass das Kapital auch weg sein kann, wurde nicht besprochen“, so der Zeuge, ein gelernter Koch. Wenn er darüber Bescheid gewusst hätte, „hätt ich ihn nicht genommen.“
Der Zeuge hat im Jahr 2004 das MPC-Produkt „Holland 53“ gezeichnet. Er sei davon ausgegangen, dass er sich damit an drei verschiedenen Bürohäusern in den Niederlanden beteilige. Über die Konstruktion des Fonds - dass er Gesellschafter würde und es einen Treuhänder gebe - sei nicht gesprochen worden.
Über die Art und Weise der Ausschüttungen sei er ebenfalls nicht aufgeklärt worden. „Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass die Auszahlungen von dem Geld kommen, das ich eingezahlt habe.“ Dass die Ausschüttungen gar zurückgefordert werden können, war für ihn „undenkbar“. „Da habe ich nicht eine Sekunde daran gedacht.“
Die Frage des Richters, ob er die Beitrittserklärung, die er im Oktober 2004 unterzeichnet hat und in der sowohl die Kommanditbeteiligung als auch das Totalverlustrisiko erwähnt waren, gelesen hat, verneinte er. „Das Vertrauen in meinen Berater war einfach gegeben. Wenn er gesagt hat, das ist etwas Gutes, da kann dir nix passieren... Als es unterschrieben war, war das für mich erledigt.“
Beim Beratungsgespräch sei der Hypo-Mitarbeiter lediglich einen Teil des Verkaufsprospekts mit ihm durchgegangen, den Kapitalmarktprospekt habe er nicht bekommen. Das Risikoprofil habe der Berater selbstständig ausgefüllt, er selbst habe es erst Jahre später gesehen. „Dem habe ich keinen Wert beigemessen“, so der Anleger.
„Mein Berater hat diese Seite aufgemacht und gesagt: ‚Schau, da stehen viele Zahlen drin, für dich ist interessant, dass von 2004 bis 2014 eine Ausschüttung von 7 Prozent geplant ist.‘“ In den letzten zwei Jahren sollte die Ausschüttung sogar auf 8,5 Prozent steigen, sei ihm versprochen worden. Dass sich die Ausschüttungen auch verringern können, habe er ihm aber schon erklärt - wenn sich die Mieteinnahmen in Holland verringern, so der Anleger.
Vom Agio über 1.000 Euro, das er zusätzlich zum Investment bezahlen musste, habe er geglaubt, das sei das persönliche Honorar des Beraters. Gesprochen worden sei darüber nicht.
Jedenfalls wollte er nicht „in irgendein Geflecht“ investieren, „wo irgendwelche Leute hintenrum Geld bekommen.“
Schon gar nicht hätte er den MPC-Fonds gezeichnet, wenn er gewusst hätte, dass die Hypo Steiermark oder MPC-Gesellschaften zusätzlich zum Agio noch weitere Provisionen kassierten (sogenannte Kick-back-Zahlungen). Er wollte sein Geld in Bürohäuser in Holland investiert sehen. Er habe geglaubt, dass das gesamte Kapital für die Immobilien von Anlegern stammte, an Bankkredite habe er nicht gedacht.
„Zum Denken angefangen“ habe er erst, als er ein Schreiben bekommen habe, dass sich die Ausschüttungen reduzierten. Er habe gleich den Berater aufgesucht, dieser habe ihm gesagt, er möge nicht enttäuscht sein. Grund für die Verringerung sei eine holländische Steuer, aber es blieben immer noch 5,3 Prozent.
Bald reduzierten sich die Ausschüttungen auf null, der Anleger suchte mehrmals seinen Berater und später auch den Filialleiter seiner Hypo-Bank auf. „Ist das eh nichts Gefährliches?“, habe er vom Bankchef wissen wollen.
Der Filialleiter habe zunächst nur gesagt, er habe selbst keine näheren Informationen über den Stand der Dinge bei dem MPC-Fonds.
Dass mit dem Produkt etwas nicht stimmt, habe er erst realisiert, als er von der Gesellschaft aufgefordert wurde, noch einmal Geld einzubezahlen, „weil sonst dieses Holland 53 insolvent werden würde“. Der Bankchef habe ihm gesagt, er könne ihm nicht helfen, aber es erschiene ihm vernünftig, „einen Teil des Geldes hinzuzahlen“. Er selbst sei jedenfalls „von den Socken gewesen“.
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