Berlin vermittelt erstmals Arbeit direkt in Flüchtlingsunterkunft

Berlin (APA/AFP) - Berlin will künftig Flüchtlinge noch in ihrer Erstunterbringung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heranführen. Am Mitt...

Berlin (APA/AFP) - Berlin will künftig Flüchtlinge noch in ihrer Erstunterbringung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heranführen. Am Mittwoch eröffnete die Senatorin für Gesundheit und Soziales, Dilek Kolat (SPD), das erste sogenannte Willkommen-in-Arbeit-Büro in Berlins größter Flüchtlingsunterkunft im früheren Flughafen Tempelhof.

Die Anlaufstelle versammelt Ansprechpartner der deutschen Bundesagentur für Arbeit (BA), von Berliner Integrationsangeboten sowie Hilfsorganisationen. „Integration beginnt am ersten Tag“, sagte Kolat.

Das nach Angaben von Kolats Sprecher deutschlandweit einzigartige Modell soll künftig auch in anderen Berliner Großunterkünften zur Anwendung kommen. „Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten kann lange dauern“, sagte Kolat. Erfahrungen aus Schweden zeigten, dass Neuankömmlinge bis zu zehn Jahre bräuchten, um einen Job zu finden. Mit dem Willkommen-in-Arbeit-Büro solle dieser Prozess beschleunigt werden.

In Tempelhof sind derzeit rund 2.600 Flüchtlinge untergebracht, davon die meisten aus dem arabischen Raum sowie Eritrea. Künftig sollen die von dem Unterkunftsbetreiber Tamaja GmbH beschäftigten Sozialarbeiter ihren Klienten Termine in dem Büro verschaffen, das im selben Gebäudekomplex untergebracht ist. Dieses ist täglich von 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Bis zu acht Flüchtlinge können gleichzeitig beraten werden.

In dem Büro erwarten die Interessierten Integrationslotsen, die Sprachkurse vermitteln und bei Behördengängen helfen können. Die Bundesarbeitsagentur bietet Beratungen an und das IQ Netzwerk Berlin unterstützt die Geflüchteten bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen. Ferner bietet Berlin auch jenen Menschen Deutschkurse an, die noch nicht im Verfahren des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BamF) sind und daher keinen Anspruch auf Integrationskurse haben.

Die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), lobte die „kurzen Wege“, die den Flüchtlingen weite Fahrten und aufwendige Behördengänge in der unbekannten Großstadt ersparten. „Das ist wirklich einmalig“, sagte Kolat über die enge Zusammenarbeit zwischen den Berliner Behörden, der BA-Regionaldirektion Berlin-Brandenburg sowie dem Unterkunftsbetreiber Tamaja.

Unklar blieb dagegen, wer wie schnell das Recht auf Arbeit bekommt. Kolat sagte, das Willkommen-in-Arbeit-Büro richte sich an alle Flüchtlinge ab dem ersten Tag ihrer Registrierung. „Erst nach der Anerkennung ihres Asylantrags werden die Geflüchteten Kunden des Jobcenters“, sagte Kolat. Die Menschen sollten aber schon vorher mit Arbeitsmarktangeboten erreicht werden. Vorhandene Kompetenzen sollen ermittelt, nötige Weiterqualifizierungen vermittelt werden.

Offen ist auch, wie Flüchtlinge mit unsicherem Status in Ausbildung und Arbeit gelangen werden können. Menschen mit guten Bleibe-Aussichten könne nach drei Monaten noch während des Asyl-Verfahrens eine Arbeitserlaubnis erteilt werden, sagte Shirin Khabiri-Bohr, Regionaldirektorin der BA. Demnach soll das Willkommen-in-Arbeit-Büro auch Arbeitgebern und Ausbildungsbetrieben Sicherheit verschaffen, ob ein Flüchtling eine dauerhafte Bleibeperspektive hat und die Beschäftigung lohnt.