Britische Gewerkschaften kämpfen für Verbleib in der EU
London/Brüssel (APA/Reuters) - Die britischen Gewerkschaften wollen für einen Verbleib des Königreiches in der Europäischen Union kämpfen. D...
London/Brüssel (APA/Reuters) - Die britischen Gewerkschaften wollen für einen Verbleib des Königreiches in der Europäischen Union kämpfen. Die breite Bevölkerung müsse sich in eine Debatte einschalten, die bisher vor allem von Banken und Konzernen dominiert werde, sagte die Generalsekretärin der Gewerkschaftsdachverbandes TUC, Frances O‘Grady.
„Es besteht die reale Gefahr, dass diese Kampagne zu einer Debatte zwischen den Eliten wird, die von den Großbanken einerseits und den Hedge-Fonds andererseits finanziert werden“, sagte O‘Grady in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.
Der konservative Premierminister David Cameron hat seinen Landsleuten bis Ende 2017 ein Referendum darüber in Aussicht gestellt, ob sie in der EU bleiben oder den Austritt, den sogenannten Brexit, wollen.
„Wir müssen anfangen, die Rechte und die Arbeitsplätze ins Zentrum der Diskussion zu rücken“, sagte O‘Brady. „Der Großteil der Arbeitnehmerrechte, die uns betreffen, stammen aus Europa.“
Mit dem Trade Union Congress (TUC) mischt sich eine wichtige politische Kraft ein. Rund sechs Millionen Briten sind Mitglied einer Gewerkschaft. Das sind zwar nur noch halb so viele wie Ende der 70er Jahre. Doch der TUC mit seinen 52 Einzelgewerkschaften ist mit der oppositionellen Labour Party verbündet, die für einen Verbleib Großbritanniens in der EU eintritt.
Noch beim Referendum 1975 hatte der TUC für einen Austritt Großbritanniens aus der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft geworben. Als die EU-Kommission in den 80er Jahren versprach, im Zuge des europäischen Binnenmarktes für stärkere Arbeitnehmerrechte und den Schutz der Gewerkschaften zu sorgen, schwenkte der TUC um.
„Ein Brexit hätte massive Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, die Arbeitnehmerrechte und das Gesamtgefüge Großbritanniens“, warnte O‘Grady. Ziehe man die Grundlage EU weg, stünden die Arbeitnehmer in Großbritannien schlechter da. „Diejenigen, die Europa verlassen wollen, gehen ein verdammt großes Risiko ein, wenn sie sich auf die gegenwärtige Regierung verlassen, um die Rechte zu schützen, von denen das Arbeitsleben so vieler Menschen abhängt.“
Die EU-Kommission müsse nun den enttäuschten Wählern zeigen, dass sie für mehr und bessere Jobs sorgen könne, sagte O‘Grady. In dem immer größeren globalen Wettbewerb sei Europa für die britischen Arbeitnehmer die beste Wahl. „Wenn ich gefragt werde, ob es den Arbeitern besser ginge unter einem kapitalistischen Modell, das von Russland, China oder den USA dominiert wird, dann ist die Antwort klar: Wie unvollkommen Europa auch sein mag, es ist besser als die Alternativen.“