Jihadisten bekannten sich zu Verschleppung von Schweizerin

Bamako/Bern (APA/AFP/dpa) - Zu der Entführung einer Schweizerin in Mali hat sich eine Jihadistengruppe mit Verbindungen zum Terrornetzwerk A...

Bamako/Bern (APA/AFP/dpa) - Zu der Entführung einer Schweizerin in Mali hat sich eine Jihadistengruppe mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida bekannt. Die Gruppe Emirat der Sahara forderte als Gegenleistung für die Freilassung von Beatrice Stockly die Übergabe mehrerer inhaftierter Kämpfer, berichtete die mauretanische Nachrichtenagentur Al-Akhbar am Dienstag unter Berufung auf ein Video der Gruppe.

In dem Video, dessen Echtheit zunächst nicht unabhängig bestätigt werden konnte, wird die vor knapp drei Wochen in der nordmalischen Stadt Timbuktu entführte Missionarin mit einem schwarzen Schleier verhüllt gezeigt. Ein Sprecher der sunnitischen Extremisten sagt darin, Stockly sei entführt worden, weil sie eine „hohe Zahl muslimischer Söhne“ vom Islam abgebracht habe, so Al-Akhbar. Zudem fordere die Gruppe die Freilassung einer Reihe von in Mali inhaftierten Kämpfern sowie eines ihrer Anführer, Ahmad Al Faqi Al Mahdi, der sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH/ICC) in Den Haag verantworten muss.

Dem Mann, der auch unter dem Namen Abou Tourab bekannt ist, wird vorgeworfen, die Zerstörung wertvoller Kulturstätten in der malischen Wüstenstadt Timbuktu angeordnet zu haben. Er soll auch ein führendes Mitglied der Islamistengruppe Ansar Dine sein. Der Tuareg-Extremist ist der erste Jihadist, der sich vor dem Haager Gerichtshof verantworten muss. Er erschien dort erstmals im September vor den Richtern.

Die bekennende Christin Stockly, die seit Jahren in Timbuktu im sozialen Bereich tätig ist, war in der Nacht auf 8. Jänner aus ihrem Haus in der Stadt im Norden Malis verschleppt worden. Stockly war im April 2012 bereits ein erstes Mal von Islamisten verschleppt worden, nach zehn Tagen aber nach Vermittlung der Regierung von Burkina Faso freigelassen worden und im Jänner 2013 nach Timbuktu zurückgekehrt.

Die Schweiz forderte die bedingungslose Freilassung von Stockly. Ein Sprecher des Außenministeriums in Bern sagte, er habe Kenntnis von dem Video. Ob es eine Forderung nach Lösegeld gab, wollte er nicht sagen. Er erinnerte daran, dass die Schweiz Stockly nach ihrer ersten Entführung vor einer Rückkehr nach Timbuktu gewarnt habe und seit Ende 2009 wegen der Gefahr von Entführungen allgemein von Reisen nach Mali abrate.

Im Frühjahr 2012 hatten Tuareg-Rebellen und islamistische Milizen das Machtvakuum nach einem Putsch in Bamako genutzt, um den Norden Malis unter ihre Kontrolle zu bringen. Als die Jihadisten weiter nach Süden vordrangen, intervenierte die französische Armee. Sie vertrieb die Milizen aus den Städten, doch sind sie weiter in der Region präsent und verüben immer wieder Anschläge. An einer EU-Trainingsmission für die malische Armee sind auch sechs Bundesheer-Soldaten im Einsatz.

Die Jihadistengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) und andere Rebellengruppen entführten in den vergangenen Jahren in der Sahel-Region zahlreiche Ausländer. Derzeit sind noch ein Schwede, ein Rumäne und ein Südafrikaner in der Hand der Extremisten.