BKH Schwaz

Primar geht in Pension: „Demut und Bescheidenheit gelernt“

Professor Hermann Kathrein (Mitte, vorn) mit seinem Team der Inneren Medizin am BKH Schwaz, dem nun Hannes Gänzer vorsteht.
© Riha

21 Jahre lang war Hermann Kathrein Primar für Innere Medizin am Bezirkskrankenhaus Schwaz und verantwortlich für rund 200.000 Patienten in dieser Zeit. Jetzt geht der „Teamplayer“ in Pension.

Von Angela Dähling

Schwaz –Er gilt als eine „Institution“ am Schwazer Krankenhauses. Eine Institution mit viel Fachwissen und immer offenem Ohr für den Patienten. Eine, der sich Zigtausende Menschen des Bezirks medizinisch anvertrauten. Nach 21 Jahren als Primar der Inneren Medizin ist es für Professor Hermann Kathrein nun Zeit, die Arztkittel an den Nagel zu hängen und sich in die Pension zu verabschieden. Kein ganz leichter Schritt, wie der gebürtige Innsbrucker zugibt. Ein Jahr habe er sich innerlich darauf vorbereitet. „Ich kann wunderbar damit leben, nicht mehr der Leiter zu sein“, sagt er – und dass er zum Glück nicht jeden Abend mit dem Gedanken eingeschlafen sei, welche Verantwortung er da gehabt habe.

Nicht mehr mit seinem Team verwoben zu sein, das werde ihm allerdings fehlen. Immerhin bleibt er Leiter der Dialysestation. „Da mache ich nur Patientenvisite und wenig Organisatorisches – ein Traum für einen Arzt“, erzählt er. Jetzt will er sich verstärkt den Dingen widmen, die jahrelang zu kurz kamen: Familie, Ski fahren, Französisch­kenntnisse erneuern etc.

Viel hat sich in den 21 Jahren am Spital verändert: zahlreiche Um- und Zubauten, ein Team an der Inneren, das von neun auf 25 Ärzte angewachsen ist. „Die Diagnostik ist zudem jetzt viel präziser, selbst kleinste Infarkte sind jetzt messbar“, resümiert Kathrein. Manche Tumorerkrankungen – etwa Lungenkrebs – hätten dagegen zugenommen. Antibiotikaresistenzen seien neu und auch Erkenntnisse darüber, dass Medikamente bei Frauen und Männern unterschiedlich wirken. Ein Wermutstropfen: „Dass wir es nicht schaffen, der Prophylaxe einen viel höheren Stellenwert zu geben. Wir müssen daher viel zu oft Reparaturmedizin machen. Dabei könnte man viele schwere Erkrankungen oft vermeiden.“

Kathrein gehörte zu jenen Ärzten, die auch außerhalb ihrer Dienstzeiten im Spital nach dem Rechten schauten. „Freitag 16 Uhr einfach Feierabend zu machen, geht für mich als Arzt in einer Führungsposition nicht, finde ich“, sagt er, gibt aber zu: „Bis zu einem gewissen Alter ist das sportiv, dann merkt man aber die Defizite. Ein ausgeruhter Arzt ist sicher besser für den Patienten.“ Die neuen, geregelten Dienstzeiten seien gut, erfordern aber mehr Personal. Kathrein: „Die Herausforderung dabei ist es, die Kontinuität in der Patientenbetreuung zu gewährleisten, ohne den roten Faden zu verlieren.“

Auf seine beruflichen Erfolge angesprochen, betont Kathrein: „Das ist alles nur im Miteinander zu schaffen.“ Er sehe sich nicht als Gott im Weiß, sondern als Diener am Nächsten und als „Manager des Patienten“ – ganz besonders bei den älteren. Die hätten meist nicht nur eine Krankheit. Welche davon ist vordergründig, wie geht es zuhause weiter, bekommt der Patient dort zu essen? All das sei vor allem im Geriatrie-Bereich zu managen.

Als besondere Momente im Berufsleben bezeichnet Kathrein jene, „wenn man schon aufgeben und eine Therapie abbrechen will und dann intuitiv was macht und weiterkommt“. Krankheitsverläufe seien sehr variabel. „Da lernt man Demut und Bescheidenheit“, sinniert der 65-Jährige.

Als Arzt gehört für ihn der Tod zum Leben. „Aber betroffen macht es einen immer.“ Was danach sein könnte, damit habe er sich noch nicht näher befasst. „Aber ich habe festgestellt, dass Patienten, die einen Glauben hatten, sich leichter taten, loszulassen.“

Für Sie im Bezirk Schwaz unterwegs:

Angela Dähling

Angela Dähling

+4350403 3062

Verwandte Themen