Nach Angriff auf Stromnetz: Afghanische Hauptstadt Kabul im Dunkeln
Kabul (APA/dpa) - Der Krieg wirft Afghanistan ins Dunkle zurück - buchstäblich. Am Dienstag wurde ein für Kabul wichtiger Strommast gekappt....
Kabul (APA/dpa) - Der Krieg wirft Afghanistan ins Dunkle zurück - buchstäblich. Am Dienstag wurde ein für Kabul wichtiger Strommast gekappt. Und in Kandahar gab es allein im vergangenen Jahr 2600 Stromausfälle, weil Kugeln und Panzerfäuste Leitungen durchschnitten.
Nach einem Angriff auf die Stromversorgung der afghanischen Hauptstadt liegen weite Teile Kabuls im Dunkeln. Die Taliban hätten am Dienstagabend in der Provinz Bachlan einen wichtigen Strommast zerstört, sagte der Leiter des Stromversorgers Breshna Sherkat, Mirwais Alimi, am Mittwoch.
Talibansprecher Sabiullah Mujahid twitterte jedoch, dass die Regierung selbst am Ausfall schuld sei. Der Feind (die Regierung) habe versagt und den Strommast mit einer Panzerfaust getroffen. Taliban bekennen sich öfter nicht zu Taten, die sich im Nachhinein als zu unpopulär erweisen.
Der Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Afghanistan, Alexey Yusupov, sagt, grundsätzlich seien Angriffe auf die Stromversorgung „nicht ungeschickt“: Sie verstärkten die Frustration der Bevölkerung über die Unfähigkeit der Regierung, selbst solch grundlegende Dinge anzubieten, enorm.
Man habe durch eine kurzfristige Vereinbarung mit Tadschikistan weiteren Strom ankaufen können, sagte Mirwais Alimi vom Stromversorger Breshna Sherkat. Trotzdem blieben „40 bis 50 Prozent der Hauptstadt“ ohne Strom, bis der Mast repariert werden könne. Die Gegend sei unter der Kontrolle der Taliban. Die Sicherheitskräfte hatten Alimi zufolge versprochen, diese schnell zu vertreiben.
Laut dem Chef des Stromversorgers wären Talibanangriffe auf Masten neu. Während Gefechten mit Taliban gebe es in vielen Provinzen Stromausfälle - aber eher, weil Leitungen während Schießereien versehentlich gekappt würden. Seit März 2015 sei allein in der Provinz Kandahar deswegen 2600 Mal der Strom ausgefallen. „Wir konnten die Leitungen immer reparieren“, sagte Alimi. Allerdings gab es Opfer zu beklagen. Neun Angestellte seien im vergangenen Jahr getötet worden, die meisten in der unsicheren Südprovinz Helmand.
Dort versuchen die Aufständischen auch immer wieder, den großen Kajaki-Damm zu erobern. Zudem erheben sie dort Steuern auf die Elektrizität, die sie in die Dörfer durchlassen. Provinzratsmitglied Mir Khan berichtete am Mittwoch, dass wegen der Kämpfe in den Bezirken die Provinzhauptstadt Lashkargar ohne Strom sei.