Ölpreiskollaps setzt BASF zu - Gewinn eingebrochen
Frankfurt/Ludwigshafen (APA/Reuters) - Der Ölpreisverfall schlägt beim weltgrößten Chemiekonzern BASF voll ins Kontor. Im Öl- und Gasgeschäf...
Frankfurt/Ludwigshafen (APA/Reuters) - Der Ölpreisverfall schlägt beim weltgrößten Chemiekonzern BASF voll ins Kontor. Im Öl- und Gasgeschäft fallen deshalb Wertberichtigungen von über einer halben Milliarde Euro an. Das Ludwigshafener Unternehmen musste deshalb im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch von 1,4 Mrd. Euro verdauen.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel 2015 um fast ein Fünftel auf 6,2 Mrd. Euro, wie BASF am Mittwoch überraschend mitteilte. Vorstandschef Kurt Bock hatte eigentlich nur mit einem leichten Gewinnrückgang gerechnet. Die einstige Gewinnstütze, die Öl- und Gastochter Wintershall, wird damit für den Chemiegiganten zunehmend zum Bremsklotz.
„Für 2016 haben sich die Vorzeichen für BASF nochmals verschlechtert“, kommentierte Analyst Oliver Schwarz von MM Warburg. Abschreibungen in der Größenordnungen seien nicht erwartet worden. Bereinigt um Sondereinflüsse fiel der Betriebsgewinn im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 6,7 Mrd. Euro.
An der Börse verloren BASF-Aktien mehr als drei Prozent auf rund 60 Euro und waren größter Verlierer im Leitindex DAX. Bock hatte bereits im Herbst sein ursprüngliches Gewinnziel wegen des rasanten Verfalls des Ölpreises und schwacher Geschäfte in wichtigen Schwellenländern wie China und Brasilien kassiert.
Auch seine Erwartungen an die Ölpreisentwicklung musste Bock bereits stutzen und ging zuletzt von 55 Dollar pro Barrel aus. Seitdem ist der Ölmarkt allerdings weiter in die Knie gegangen und der Preis für Öl um mehr als ein Drittel gefallen. Im Jänner sackte der Preis für ein Fass der für den Weltmarkt bedeutsamen Nordseesorte Brent dann auf unter 28 Dollar ab - Öl war damit so billig wie seit 2003 nicht mehr.
BASF-Chef Bock rechnet damit, dass die Öl- und Gaspreise 2016 auf niedrigem Niveau bleiben werden und reduzierte auch seine Annahmen für die Folgejahre. Das führte zu Wertberichtigungen von rund 600 Mio. Euro im Öl- und Gasgeschäft. Zu schaffen machen BASF zudem niedrigere Renditen im Geschäft mit petrochemischen Erzeugnissen, bei denen Öl Ausgangsprodukt ist. Dort setzen dem Unternehmen vor allem eine niedrigere Nachfrage in Nordamerika bei anhaltend hohem Angebot zu, nachdem der Bereich im dritten Quartal noch von höheren Renditen in Europa profitiert hatte.
Für Chemieunternehmen bedeutet ein sinkender Ölpreis zwar niedrigere Rohstoffkosten, denn um Chemikalien oder Kunststoffe herzustellen, benötigt die Branche jedes Jahr über 16 Millionen Tonnen Rohbenzin. Die eingesparten Milliardenbeträge kommen den Gewinnen der Konzerne jedoch nicht unmittelbar zu Gute: Wegen des enormen Wettbewerbsdrucks werden sie in der Regel von ihren Kunden zu Preissenkungen gezwungen.
Das bekommt auch BASF zu spüren. Der Konzern besitzt mit der in Kassel ansässigen Tochter Wintershall einen eigenen Öl- und Gasförderer. Zu Zeiten hoher Ölpreise hatte sich Wintershall als Gewinnstütze erwiesen. 2008, als der Ölpreis bei knapp 150 Dollar ein Rekordhoch markiert hatte, trug alleine das Öl- und Gasgeschäft mehr als die Hälfte zum Gewinn bei. 2014 war es noch ein Viertel.
Das zu Wintershall gehörende Gashandelsgeschäft, das kürzlich in einem Milliarden-Tauschgeschäft an die russische Gazprom ging, bereitete BASF zuletzt mit niedrigeren Renditen wenig Freude. Die Abtrennung des Gashandels- und Speichergeschäfts sorgt 2015 für einen Umsatzrückgang um fünf Prozent auf 70,4 Mrd. Euro.
Ob BASF ein Einzelfall bleibt und die Chemieindustrie insgesamt vom billigen Öl profitiert, muss sich noch zeigen. Die deutsche Regierung geht davon aus, dass die Gewinne der deutschen Unternehmen merklich steigen dürften und auch die Verbraucher durch billigeres Tanken und Heizen entlastet werden. Eine Verbesserung der konjunkturellen Lage käme dann auch der Chemiebranche zugute, da sie praktisch alle Branchen mit ihren Produkten beliefert. Noch ist die Unsicherheit angesichts schwächelnder Schwellenländer und der schwankenden Ölpreise aber hoch. „Gift fürs Chemiegeschäft“, findet der Chefvolkswirt des Verbands der Chemischen Industrie, Henrik Meincke.
~ ISIN DE000BASF111 WEB http://www.basf.com/group/corporate/de/ ~ APA441 2016-01-27/16:18