Nostalgischer Blick zurück: „Akte X“ mit zwiespältigem Relaunch
Wien (APA) - „Mein Name ist Fox Mulder. Seit meiner Kindheit bin ich von einem kontroversiellen, globalen Phänomen besessen.“ Hört man diese...
Wien (APA) - „Mein Name ist Fox Mulder. Seit meiner Kindheit bin ich von einem kontroversiellen, globalen Phänomen besessen.“ Hört man diese Worte aus dem Mund von Schauspieler David Duchovny, so läuft keine Wiederholung der in den 90ern so erfolgreichen Serie „Akte X“, sondern die neue Staffel des Mysteryformats. Ab 4. Februar können Fans auf ORF eins in Nostalgie schwelgen, auch wenn der Auftakt schmerzt.
Lange war es ruhig um die Agenten Fox Mulder und Dana Scully (Gillian Anderson), die im Auftrag des FBI ein knappes Jahrzehnt lang zuerst in einer TV-Serie und dann auch in zwei Kinofilmen unerklärlichen Ereignissen und Verschwörungen auf der Spur waren. Schöpfer Chris Carter hat mit „Akte X“ einen regelrechten Alien-Hype ausgelöst, wenngleich keineswegs nur kleine grüne Männchen im Fokus standen. Auch schrecklich deformierte Körper, Spukhäuser und gruselige Verfolgungsjagden gehörten damals zur Tagesordnung.
Nun hat der US-Sender FOX Carter mit neuen „unheimlichen Fällen des FBI“, wie der deutsche Untertitel lautet, beauftragt. Vorerst sechs Episoden lang heißt es wieder, die Wahrheit da draußen zu suchen. Und die Miniserie macht immerhin nicht den Fehler, mit bekannten Gesichtern eine bloße Neuauflage zu fabrizieren. Vielmehr setzt man 14 Jahre nach dem ursprünglichen Ende genau dort an, wo man aufgehört hat: Mulder erzählt zu Beginn in kurzen, knappen Sätzen die bisherige Geschichte, bevor ein Blick in das Jahr 1947 den Absturz eines UFOs in New Mexico ins Bild rückt.
Im Heute ist Scully als Ärztin für ein Krankenhaus in Washington tätig, während sich ein sichtlich gealterter und verlebter Mulder im Internet diverse Verschwörungstheoretiker zu Gemüte führt. Die eingebaute Kamera seines Laptops hat er natürlich dick überklebt, man will ja nicht, dass da jemand spioniert. Ein Anruf von ihrem ehemaligen Boss Walter Skinner (Mitch Pileggi) bringt das entfremdete Duo mit Tad O‘Malley (Joel McHale) zusammen, der mit einer Online-Show seine kruden Ansichten über die Regierung, 9/11 und Co in die Welt schickt. Neben seiner „Wahrheit“ hat der konservative Verschwörungstheoretiker eine weitere Hiobsbotschaft parat, die auch Aliens beinhaltet.
Wer Fox Mulder kennt, weiß, dass der ehemalige FBI-Agent bei so einem Köder nicht anders kann, als anzubeißen. Und trotz der Skepsis von Scully beginnt ein nur zu bekanntes Spiel, das Carter als Drehbuchautor und Regisseur dieser ersten Episode leider ziemlich altbacken einfängt: Eine junge, offenbar von Aliens entführte Frau, ein mysteriöses Fluggerät, das künstliche Element Ununpentium und viele sehr ernst dreinblickende Militärs spielen dabei eine Rolle, tragen aber nur wenig zur Klärung der Verhältnisse bei. Nur Mulder scheint schnell von einer an ihn herangetragenen Theorie überzeugt. Was insofern kaum für Verwunderung sorgt, als sich sein Universum schon bisher gerne auf den Kopf stellte: „Wir wurden in die Irre geführt.“
Der Relaunch von „Akte X“ hinterlässt nach einer knappen dreiviertel Stunde einen ziemlich zwiespältigen Eindruck. Für Fans des Originals stellt sich zwar schnell ein bekanntes Gefühl ein, wenn Mulder zu Beginn aus dem Off über Polaroids prägender Erlebnisse sinniert oder die markante Titelmelodie von Mark Snow erklingt. Aber abgesehen davon und einem Wiedersehen mit alten Serienhelden scheint sich Carter für den Auftakt zu sehr an Bekanntem zu orientieren. Die Übersetzung der Alien-Paranoia, der er zugegebenermaßen einen neuen Twist verpasst, in das 21. Jahrhundert und damit das Zeitalter von digitaler (Massen-)Kommunikation funktioniert nicht wirklich.
Für ein Schmunzeln sorgt immerhin, wenn Scully die Beziehung zu Mulder als „intensiv und herausfordernd“, aber auch „unmöglich“ charakterisiert. Wer die Ereignisse der ersten neun Staffel nicht aus dem Effeff aufsagen kann, der wird mit dem Wesentlichsten versorgt. Aber zeitgemäß wirkt hier abgesehen von Smartphones und Co leider kaum etwas, während Duchovny und Anderson das Nötigste abliefern und zu oft an Carters Stehsätzen („Sind wir wirklich allein?“, „Sie ist der Schlüssel“, „Vertrauen Sie mir!“) scheitern. Bleibt zu hoffen, dass die verbleibenden fünf Folgen mehr aus dieser Ausgangslage machen. Denn der wiedergekehrte Krebskandidat weiß am Ende immerhin zu berichten: „Die X-Akten wurden wieder geöffnet.“
(S E R V I C E - Neue Miniserie von „Akte X“ mit sechs Episoden ab 4. Februar immer donnerstags um 20.15 Uhr auf ORF eins; www.fox.com/the-x-files)
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