Zehn Jahre ScienceCenter-Netzwerk: Vielfalt statt großes Haus

Wien (APA) - 2006 gab es in Österreich zwar einige Initiativen, die Wissenschaft erleb- und begreifbar machten, ein „Science Center“ existie...

Wien (APA) - 2006 gab es in Österreich zwar einige Initiativen, die Wissenschaft erleb- und begreifbar machten, ein „Science Center“ existierte aber noch nicht. Mittlerweile führen fünf Einrichtungen explizit diesen Begriff in ihrem Angebot und zahlreiche Institutionen wollen Neugierde auf Wissenschaft und Technik wecken. Das ScienceCenter-Netzwerk feiert heute, Donnerstag, sein zehnjähriges Bestehen in Wien.

Der Verein ScienceCenter-Netzwerk war 2006 angetreten, bestehende Initiativen zu unterstützen, deren Aktivitäten zu bündeln und sichtbarer zu machen sowie neue Projekte anzuregen. Der Anstoß dazu kam von Margit Fischer, Ehefrau von Bundespräsident Heinz Fischer. Sie kannte solche Konzepte aus dem Ausland und war vom spielerischen Erkenntnisgewinn in Science Centern begeistert.

Zum ersten Treffen für potenzielle Partner des Netzwerks kamen etwa 50 Personen. Heute hat das ScienceCenter-Netzwerk 160 Partner - vom Astronomischen Büro Wien bis zum Zoom Kindermuseum - aus den Bereichen Vermittlung, Bildung, Kunst und Medien, Wirtschaft, Forschung und Museen.

Die kleinteilige und zersplitterte Landschaft, die zu Beginn der Aktivitäten als Schwäche erschienen ist, erweise sich mittlerweile in ihrer Vielfalt als Stärke, ist die Geschäftsführerin des Vereins, Barbara Streicher, überzeugt. „Es gibt sehr viele Ergänzungen und Nischen, die jemand abdeckt, sei es regional, thematisch oder zielgruppen-spezifisch, ohne dass jemand sagt, es muss ein großes Haus her.“

Sie sieht die „Landschaft einigermaßen verändert“. Das Netzwerk sei viel breiter aufgestellt und auch Partner abseits der Vermittlung dabei. Neben den fünf Institutionen, die den Begriff „Science Center“ explizit verwenden - das Haus der Natur in Salzburg, die Inatura in Dornbirn, das EXPI in Gotschuchen südlich von Klagenfurt, das Welios in Wels und das Audiversum in Innsbruck - „gibt es viele, die sich mit guten Recht genauso bezeichnen könnten, es aber aus irgendwelchen Gründen nicht tun“.

Durch die Kontakte im Netzwerk sei „enorm viel entstanden“, die Partner seien weiterhin selbstständig, könnten sich aber austauschen, Kooperationspartner finden und von der Vielfalt profitieren. Die Atmosphäre im Netzwerk sei „geprägt von Vertrauen und Offenheit. Auch Partner, die in Konkurrenz stehen, reden offen über Dinge, die noch nicht fertig gebacken sind oder einmal nicht so gut gelungen sind“, sagte Streicher.

Das Netzwerk ist aber nicht nur Plattform, sondern hat in den vergangenen Jahren selbst immer wieder Vermittlungsarbeit geleistet. Etwa mit den drei interaktiven Wissenschaftsausstellungen „Erlebnis Netz(werk)e“, „Grenzgenial“ und „Wirkungswechsel“, die an insgesamt rund zwei Dutzend Standorten in Österreich zu sehen waren. Zudem bietet das Netzwerk seit 2013 mit den „Wissensräumen“ in leer stehenden Geschäftslokalen in Wien einen niederschwelligen Zugang zur Wissenschaft und veranstaltet Themenwochen mit Aktivitäten im ganzen Land zu Themen wie Mobilität oder Weltraum.

Streicher sieht insgesamt „enorm viele gute Pilotprojekte“, es gebe aber die Schwierigkeit, diese auf eine kontinuierliche Basis zu bringen. „Das hängt zum Teil mit den Förderstrukturen zusammen, weil alle immer neue Projekte haben wollen“, so die Expertin. Sie würde sich in der Vermittlungsarbeit zudem mehr „längerfristige Konzepte“ statt Einzelveranstaltungen wünschen, um Haltungen zu verändern. Und in wissenschaftlichen Karrieren sollte es mehr Anerkennung für Vermittlungsarbeit geben.

Für die Zukunft hofft Streicher, dass der Ansatz, Wissenschaft unmittelbar erleb- und begreifbar zu machen, „noch viel selbstverständlicher und strategischer umgesetzt wird“. Und das nicht nur in Einrichtungen wie etwa Museen, sondern auch im Bildungssystem.

Dem Thema „soziale Inklusion“ widmet sich das Netzwerk schon länger. In jüngster Zeit überlegt man, wie über Wissenschaft Begegnungen etwa mit Migranten oder Flüchtlingen geschaffen werden können. So soll heuer ein „Wissensraum“ bewusst in der Nähe eines Flüchtlingsheims eröffnet werden. Ziel sei auch den Fokus des Netzwerks auf Naturwissenschaft und Technik noch viel interdisziplinärer zu machen. „Da brauchen wir noch einiges an Gehirnschmalz, damit man sich etwa Geistes- und Kulturwissenschaften selbst erarbeiten kann und es in diesem Bereich ebenso wirksame und selbstverständliche Hands-On-Vermittlung gibt“, so Streicher.

(S E R V I C E - Internet: www.science-center-net.at)