Kombinierer auf der Jagd nach Fenzel

Von Benjamin Kiechl

Seefeld –Neun aus 25. Das ist keine vereinfachte Form des Glücksspiels, sondern die beeindruckende Siegesstatistik von Eric Frenzel. Über ein Drittel seiner bisher 25 Weltcupsiege feierte der dreifache Gesamtweltcupsieger in Seefeld. Die bisherigen zwei Auflagen des als Saisonhöhepunkt ausgerufenen Nordic Combined Triple schnappte sich der 27-jährige Sachse. Erfolge, die den Olympiasieger von 2014 beim heute beginnenden Spektakel in Seefeld zum Favoriten stempeln.

Seefeld und Deutschland. Das passt irgendwie. Eric Frenzel und die Casino Arena. Das passt wie angegossen. Der zweifache Saisontriumphator betritt mit viel Selbstvertrauen sein „Wohnzimmer“ in Tirol. Seine Worte („Ich fühle mich fit und gesund“) sind kein bloßer Gesundheits-Check, sondern eine Warnung: Ein Frenzel in Top-Form scheint unbesiegbar. „Ich will das großartige Gefühl vom Sieg in Chaux-Neuve mitnehmen und mit Spaß in die Wettkämpfe starten“, erzählt er. Ob der dritte Triple-Sieg dabei rausschaut? „Das kann im Moment nur ein Wahrsager prophezeien. Mal sehen, was passiert“, sagt er mit einem Lächeln.

Aber es gibt sie doch, die Frenzel-Jäger. Die größte Gefahr geht wohl vom eigenen Stall aus. „Ich muss auf Fabian Rießle (Gesamtführender, Anm.) und Johannes Rydzek aufpassen“, weiß Frenzel. Das deutsche Kombinierer-Team von Trainer Hermann Weinbuch ist kompakt stark und erhielt im Dezember sogar die Auszeichnung „Team des Jahres 2015“ – noch vor Fußball oder Biathlon. Aber auch die Norweger (Klemetsen, Schmid, Graabak, Moan, Riiber) strahlen Gefahr aus, ebenso der quirlige Japaner Akito Watabe. Und: „Auch Berni Gruber hat das Zeug für den Gesamtsieg“, betont Frenzel. Ob aus Höflichkeit oder aus berechtigter Furcht, wird sich heute weisen.

Bisher hatte ÖSV-Hoffnungsträger Bernhard Gruber in Seefeld stets Mühe. In seinen zwölf Weltcup-Saisonen brachte er es auf zwei Stockerlplätze in Seefeld (2008, 2015, jeweils Zweiter). Zu wenig. Gruber will kein Adabei sein, der Pongauer ist Weltmeister. Und hungrig nach Siegen. In den bisher sechs Bewerben des Winters kratzte der 33-Jährige mit zwei vierten Plätzen am Podest und erklomm es vergangenes Wochenende in Chaux-Neuve (FRA) als Zweiter.

Das Spezialtraining im Vorfeld des Seefeld-Triple mit Sprungtrainer Christoph Bieler soll sich bezahlt machen. Im provisorischen Wertungsdurchgang landete Gruber gestern unmittelbar hinter Sprungsieger Haavard Klemetsen (NOR) auf Rang zwei. Eine „Berni-Bombe“ sei es noch nicht gewesen. „Ich habe noch Luft nach oben! Ich hoffe, dass ich zum Auftakt vorne dabei bin.“ Eine Kampfansage gegenüber Frenzel kommt Gruber (noch) nicht über die Lippen. „Meine Leistungen waren zuletzt zu unkonstant. In Chaux-Neuve ging der erste Renntag noch gut, am zweiten hatte ich keinen Saft mehr in den Haxen.“ Seefeld hat gleich drei Wettkämpfe zu bieten, die von heute (1 Sprung, 5 km) über Samstag (1 Sprung, 10 km) bis Sonntag (2 Sprünge, 15 km) immer länger werden.

Im Vorjahr hatte Gruber als bester Österreicher Endrang sieben belegt, nachdem er noch als Zweiter in den Schlusstag gestartet war. Einen Podestplatz am Sonntag gibt Österreichs Cheftrainer Christoph Eugen als großes Ziel aus. Wer von den elf ÖSV-Startern Gruber, Mario Seidl, Paul Gerstgraser (alle Sbg.), Lukas Klapfer, Harald Lemmerer, Franz-Josef Rehrl, Martin Fritz (alle Stmk.), Philipp Orter (Ktn.) sowie den Tirolern Willi Denifl, David Pommer und Fabian Steindl der erste Frenzel-Jäger wird (oder ihn gar besiegt), ist Eugen auf gut Deutsch „schnurzegal“.