Gesellschaft

Burschen stehen auf die Zammer Mädchenschule

© Reichle

Die private Neue Praxismittelschule Zams nimmt erstmals Burschen auf. Das Interesse ist groß. 26 Anmeldungen gibt es schon.

Von Matthias Reichle

Zams – „Ich find’s cool, das ist auch langsam Zeit“, lacht Anna aus der 4. Klasse, „dann gibt es nicht so viel Zickenkrieg und es ist lustiger.“ Nicht ganz so euphorisch ist ihre Schulkameradin Sude aus der Ersten. „Ich wollte her, weil hier keine Buben sind. Die nerven.“ Obwohl die klare Mehrheit der befragten Schülerinnen dafür ist, dass ab Herbst auch die Buben im Haus willkommen sind, gab es gestern naturgemäß auch Skeptikerinnen. Sude war da nicht allein.

Wie berichtet, bricht die private Neue Praxismittelschule Zams mit einer 200 Jahre alten Tradition. Die Klosterschwester Katharina Lins gründete die Bildungseinrichtung damals mit der Intention, jungen Frauen den Schulbesuch zu ermöglichen.

Gestern gestalteten die Mädchen einen Tag der offenen Tür, bei dem sich erstmals auch Burschen über die Angebote informierten. „Das ist eine Abwechslung“, glauben auch Celine und Melanie.

„Wir schauen uns mehrere Schulen an“, erklärte die Mutter eines der jungen Besucher. Andere hatten schon gute Erfahrungen gemacht. „Meine Tochter ist hier zur Schule gegangen, wir waren sehr zurfrieden“, betonte eine andere Besucherin. Das Interesse der Burschen sei groß, freute sich Direktor Thomas Stecher. An die zehn männlichen Volksschüler waren schon da und haben einen Nachmittag geschnuppert, bestätigt er. „26 Buben haben sich inzwischen angemeldet. Die Mehrzahl für das nächste Schuljahr.“ Aber es ist auch einer dabei, der momentan noch die zweite Klasse Volksschule besucht und sich schon jetzt einen der begehrten Plätze sichern wollte.

Denn es werden nicht alle zum Zug kommen. „Wir nehmen fürs erste fünf bis sechs“, so Stecher. Man will schauen, wie das läuft. Auch der Direktor weiß natürlich, dass es bei den Schülerinnen Befürworterinnen und Skeptikerinnen gibt. Das seien eher die Jüngeren, die vielleicht in der Volksschule einige Probleme mit rüpelhaften Mitschülern hatten.

Aber was sagen die Burschen, die sich für die Schule interessieren, dazu, dass sie schon bald in der „Minderheit“ sein werden. Lukas, der mit seinem Vater da war, fürchtet sich nicht. „Ich hab’ schon eine Freundin“, versicherte der Schüler resolut.

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