Virtuos in die Postapokalypse - Dream Theater mit neuem Album

Wien (APA) - „Simpel“, „dumpf“, „eingängig“ scheinen seit Jahren die Job-Mindestanforderungen für neue Bands zu sein. Dream Theater beweisen...

Wien (APA) - „Simpel“, „dumpf“, „eingängig“ scheinen seit Jahren die Job-Mindestanforderungen für neue Bands zu sein. Dream Theater beweisen seit nunmehr 31 Jahren, dass es auch anders geht: Mit ihrem virtuosen Progressive Metal haben die New Yorker die Gehörgänge gefordert, mit dem neuen postapokalyptischen Konzeptalbum „The Astonishing“ (Roadrunner) legen sie abermals eine Schippe drauf.

„Ihr unzweifelhaft ambitioniertestes Album“ veröffentlichen Dream Theater laut Plattenfirma mit „The Astonishing“. Der Werbetext besteht den Realitätstest, allein schon aufgrund einer gewaltigen Aufstockung der Besetzung: Zur fünfköpfigen Band, die ohnehin schon auf jedem Longplayer komplexen, symphonischen Metal garantiert, gesellen sich Chor und Orchester. Beides unter der Leitung des kanadischen Star-Dirigenten David Campbell. Produziert wurde das Album von Gitarrist John Petrucci. Und wer noch auf physische Tonträgern setzt, darf sich gleich über zwei CDs freuen.

Der Umfang von „The Astonishing“ ist gerechtfertigt: Denn Dream Theater haben ein Konzeptalbum eingespielt, das es mit Rock-Opern wie „Tommy“ von The Who, „The Wall“ von Pink Floyd oder - noch stilnäher - mit „Operation: Mindcrime“ von Queensryche aufnehmen könnte. Dabei klangmalen Dream Theater einen düsteren Blick in eine postapokalyptische Zukunft, die von einer mittelalterlich-feudalistischen Oberschicht beherrscht wird. „Zugunsten dieser langen und komplexen Story haben wir angefangen, Dinge zu tun, die wir vorher noch nicht getan hatten“, erzählt Petrucci.

„Wir machen nun den nächsten logischen Schritt in unserer Entwicklung“, erklärt der langjährige Frontmann James LaBrie. „Dies ist ein wahnsinnig wichtiger Zeitpunkt für uns. Etwas, das wir einfach tun mussten.“ Und Keyboarder Jordan Rudess meint dazu: „Dieses Album benötigte all unser Augenmerk. In ihm steckt viel mehr Aufwand, viel mehr kompositorische und textliche Arbeit, als in allem, was wir bis dato erschaffen haben.“

Trotz Vielschichtigkeit und instrumentaler Herausforderung schaffen es Dream Theater jedoch abermals, Eingängigkeit zu entwickeln. Einmal mit schwermetallischen Gitarrenriffs, dann wieder mit fragilen Klangmalereien, besitzt das Konzeptalbum noch mehr Dynamik als seine Vorgänger. Zudem überzeugen die New Yorker einmal mehr mit hervorragendem Songwriting und Reichtum an Klangfarben. Der andauernde Erfolg gibt Hoffnung, dass in der postapokalyptisch anmutenden Pop- und Rock-Wüste Platz für weiteres musikalisches Leben bestehen bleibt.

(S E R V I C E - www.dreamtheater.net)