Der Fall des ivorischen Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo

Den Haag/Abidjan (APA/AFP) - Vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hat der erste Prozess gegen einen Ex-Staatschef begonnen. ...

Den Haag/Abidjan (APA/AFP) - Vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hat der erste Prozess gegen einen Ex-Staatschef begonnen. Dem Ivorer Laurent Gbagbo werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Er plädierte nach der Anklageverlesung am Donnerstag auf nicht schuldig. Eine Chronologie des Falls:

2010

28. November:

Stichwahl um die Präsidentschaft in der Elfenbeinküste (Cote d‘Ivoire). Amtsinhaber Laurent Gbagbo steht seinem langjährigen Rivalen Alassane Ouattara gegenüber.

3. Dezember:

Der von einem Gefolgsmann Gbagbos geleitete Verfassungsrat erklärt Gbagbo zum Sieger - die Wahlkommission dagegen erklärt, Ouattara habe gewonnen. Auch die UNO sieht den Herausforderer als Sieger. Die Europäische Union, die USA und die frühere Kolonialmacht Frankreich rufen Gbagbo zum Rückzug auf.

4. Dezember:

Gbagbo lässt sich ein weiteres Mal die Amtskette des Präsidenten umlegen und bleibt mit Unterstützung der Armee im Präsidentenpalast. Ouattara seinerseits erklärt sich in einem handgeschriebenen Brief zum neuen Staatschef und richtet sein Hauptquartier in einem Hotel in der Hauptstadt Abidjan ein.

2011

28. März:

Nach Monaten politischer Spannungen, Ausschreitungen, Unruhen und erfolglosen Vermittlungsversuchen greifen im Norden des Landes stationierte Ouattara-treue Soldaten die Regierungstruppen an. Innerhalb einer viertägigen Offensive erobern sie weite Teile des Landes. Soldaten Frankreichs und der UNO marschieren zum Schutz der Bevölkerung in Abidjan ein.

11. April:

Nach zehntägigen Kämpfen in der Hauptstadt werden Gbagbo und seine Ehefrau Simone von Ouattaras Truppen festgenommen, sie hatten sich mit einigen Getreuen im Bunker seiner Residenz in Abidjan verschanzt. Während des Konfliktes wurden mehr als 3.000 Menschen getötet.

21. Mai:

Ouattara wird vor 20 afrikanischen Staatschefs als neuer Präsident der Elfenbeinküste vereidigt.

30. November:

Gbagbo wird zum Internationalen Strafgerichtshof (IStGH/ICC) in Den Haag transferiert, ihm werden wegen der Gewalt nach den Wahlen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Im März 2014 wird auch sein früherer Milizenchef Charles Ble Goude nach Den Haag überstellt.

2015

10. März:

Die frühere First Lady Simone Gbagbo wird in Abidjan wegen ihrer Rolle in dem Konflikt zu 20 Jahren Haft verurteilt.

27. November:

Der IStGH erklärt Gbabgo für „physisch und psychisch“ prozessfähig.

2016

28. Jänner:

Vor dem Strafgericht beginnt der Prozess gegen den 70-Jährigen. Er erklärt sich nach Verlesung der Anklageschrift für unschuldig.

(Aktualisierte Fassung der CHRONOLOGIE vom 26. Januar. NEU: Prozess hat begonnen, Gbagbo plädiert auf nicht schuldig.)

~ WEB http://www.icc-cpi.int/ ~ APA221 2016-01-28/11:47