Liste will „Reutte neu denken“
Die SPÖ marschiert mit Riesenaufgebot an Betriebsräten in Wahlkampf. Zentrales Motiv: Arbeitnehmer zu vertreten. Vorerst – noch – keine Bürgermeisterempfehlung für Oberer.
Von Helmut Mittermayr
Reutte –Andere hätten Angst, dass ihnen die gesellschaftliche Breite abgesprochen wird. Bei „Reutte neu denken – SPÖ ... für Arbeitnehmer mit Zukunft“ ist das anders. Die Mitglieder dieser Liste „sind gerne Nische“ und haben sich einem Ideal voll und ganz verschrieben – die Interessen der Arbeitnehmer bestmöglich zu vertreten. Am Mittwochabend präsentierte sich die Gruppe im Hotel Hirschen der Öffentlichkeit. Der ehemalige Plansee-Angestelltenbetriebsratsvorsitzende Willi Lechleitner hatte federführend bei der Erstellung mitgewirkt. Zur Gruppe, die alle 38 Plätze auf ihrer Liste besetzen konnte, stießen auch Rückkehrer von „Team Leben“. Auf den ersten fünf Plätzen sind vier Betriebsräte und ein Betriebsratstellvertreter zu finden.
Postbuslenker Helmut Triendl (55) führt die SPÖ-Liste, die bewusst nicht parteiunabhängig sein will, an. Sozialer Wohnbau ist ihm ein Herzensanliegen: „Wenn man weiß, wie schnell ein Monat herumgeht ...“ Beim öffentlichen Personennahverkehr seien ganze Ortsteile vergessen worden. „Das neue Ruftaxi mit Kosten von sechs Euro für die Strecke Archbachsiedlung – BKH und zurück kann wohl nur Härteangebot genannt werden.“ Platz 2 nimmt Gottfried Strauß ein. Bis Nummer 10 folgen Ramona Triendl, Stefan Zaggl, Sabrina Anschitz, Steffan Feneberg, Siegfried Siebenhühner, Michael Keller, Willi Lechleitner und Julia Ernst. Prominenter Heimkehrer ist auch Alt-LA Günter Bussjäger.
Die Liste verfolgt laut Triendl das Ziel, „stärker zu werden als vom Wohlwollen des Bürgermeisters bei der Mitarbeit abzuhängen“. Deshalb brauche es mindestens drei Mandate, um in Ausschüsse und Vorstand zu kommen. Die SPÖ fiel bei der letzten Gemeinderatswahl von acht auf drei Mandate zurück. Nun soll es wieder aufwärtsgehen. Bei den Wahlkampfkosten wurde Reutte schon einmal „neu gedacht“. Die Liste versucht, mit dem kleinstmöglichen Budget aller Wahlwerber, mit 12.000 Euro, auszukommen. 1600 Euro kommen von der SPÖ Tirol, der Rest wurde von Gemeinderäten angespart. Man will am Wahlabend jedenfalls schuldenfrei dastehen.
Als einzige Gruppierung stellt „Reutte neu denken – SPÖ“ keinen Bürgermeisterkandidaten. Helmut Triendl, der lange Ersatzgemeinderat der SPÖ war, glaubt, dass ihm dafür noch Praxis und Routine fehlen. Auf die TT-Frage, ob es für Bürgermeister Alois Oberer eine Wahlempfehlung gebe, herrschte kurz Stille und die Augenpaare flogen wie der Quidditchball Harry Potters durch den Raum. Dann die offizielle Spreche: „Momentan nicht, wir verfolgen das Wahlkampfgeschehen.“ Anschließend an die offizielle Sitzung erklärten allerdings die meisten, das Kreuzchen bei Oberer machen zu wollen. Ganz gewiss nicht bei Bürgermeisterkandidatin Elisabeth Schuster, die vor Jahren aus der SPÖ ausgetreten und zu den „Schwarzen“ gewechselt war. Triendl eindeutig: „Man muss wissen, auf welcher Seite man steht.“