Kurz will Österreich mit Entscheidungsträgern in aller Welt vernetzen

Wien (APA) - Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) will Österreich mit den künftigen Führungspersönlichkeiten in aller Welt vernetzen und startet deshalb gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung ein Besucherprogramm (ALPs, „Austrian Leaderships Programs“) nach US-amerikanischem Vorbild. Jedes Jahr sollen rund 100 Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Medien eingeladen werden.

Durch das Programm solle eine langfristige Bindung zwischen Österreich und den künftigen Führungspersönlichkeiten geschaffen werden, die im Interesse der Republik und der österreichischen Wirtschaft sei, sagte Kurz am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts. „Es ist für uns als Außenministerium auch so etwas wie ein modernes Soft-Power-Instrument der österreichischen Außenpolitik.“

Zunächst sind für das Vorhaben 500.000 Euro pro Jahr budgetiert, die vom Außenministerium aufgebracht werden. Die wichtigsten Kooperationspartner sind die Wirtschaftskammer (WKÖ) und die Industriellenvereinigung (IV). AUA, Hotel Sacher und Blaguss übernehmen Unterbringung und Transport. An dem Programm beteiligte Unternehmen wie die OMV, die österreichischen Botschaften und die Wirtschaftsdelegierten werden Personen vorschlagen, die nach Österreich eingeladen werden sollen, die Auswahl wird gemeinsam von IV, WKÖ und Außenministerium getroffen.

„Es sind jeweils Gruppen von 25 Personen, die gleichzeitig kommen, viermal im Jahr 2016“, erklärte Kurz. Geografisch stehen die Länder des Westbalkans sowie Asien und einige afrikanische und amerikanische Länder im Fokus. „Wir beginnen im April mit dem ersten Durchgang aus Asien.“ Nach einem gemeinsamen Programm für alle Teilnehmer soll es eine individuelle Betreuung geben, mit der Möglichkeit, österreichische Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft kennenzulernen. „Zielpublikum sind Führungskräfte aus den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Politik unter 45 Jahren“, sagte der Minister.

Durch die bessere Vernetzung werde Österreich internationale Trends früher erkennen, Markteintrittsrisiken reduzieren und andererseits auch Investitionen nach Österreich bringen können, sagte IV-Präsident Georg Kapsch. „Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Rahmenbedingungen in Österreich insgesamt verbessern, sowohl für die Unternehmen als auch für die einzelnen Menschen. Denn sonst haben wir auf der einen Seite keine Investitionen in Österreich und einen Brain Drain bei den Menschen.“

Österreich sei in der Welt vor allem als Urlaubsland und Land der Musik bekannt, sagte WKÖ-Präsident Christoph Leitl. Das sei gut, denn „Mozart ist ein Schuhlöffel“, so Leitl. Aber Österreichs Spitzenleistungen in Wirtschaft und Wissenschaft seien zu wenig bekannt, „daher müssen wir diese Imagedefizite beseitigen“.

Ein besonderes Augenmerk müsse auch Afrika geschenkt werden, sagte Leitl. „Wenn nur 20 Millionen Afrikaner sich auf den Weg nach Europa machen, was ist dann? Wir müssen daher nach Afrika, nicht nur, weil wir dort Geschäfte machen“, sondern weil man die Menschen dort ausbilden müsse. „Wo Qualifikation ist, folgen die Investitionen. Wo Investitionen sind, folgen Jobs und soziale Eigenständigkeit und Kaufkraft.“ So wie beim Marshall-Plan für Europa müsse man jetzt in Afrika aktiv werden.

„Wir sind in Nordafrika und wir setzen auch weiterhin auf Nordafrika. Wir warten nur auf bessere Zeiten“, betonte OMV-Chef Rainer Seele. „Wir glauben an die Zukunft von Nordafrika und an unsere Produktionsstätten. Aber auch Russland ist für die OMV wichtig. Seele wird nächste Woche mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und einer Wirtschaftsdelegation nach Moskau reisen. Details zum Angekündigten Tausch von Assets mit dem russischen Gazprom-Konzern wollte Seele noch nicht verraten. „Wir führen als OMV direkte Verhandlungen mit der Gazprom, und die werden wir nicht auf dieser Reise führen.“

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