EBRD plädiert für mehr private Investoren in Osteuropa

Wien/London (APA) - Die Kreditvergabe in Osteuropa stagniert seit 2012, die Investitionen damit auch, zugleich steigt die Verschuldung. In F...

Wien/London (APA) - Die Kreditvergabe in Osteuropa stagniert seit 2012, die Investitionen damit auch, zugleich steigt die Verschuldung. In Folge wachsen diese Länder langsamer oder gerade noch gleich schnell wie die entwickelten Länder - der Aufholprozess ist zum Stillstand gekommen, geht aus dem am Donnerstag präsentierten Bericht („Transition Report“) der Osteuropabank EBRD hervor.

Die vorhandenen Schulden sind außerdem zu stark von Fremdwährungen abhängig - und es gibt zu viele faule Kredite, kritisierte Ralph de Haas, Forschungsdirektor der EBRD, bei der Präsentation in Wien. Die faulen Kredite verringern sich auch nur sehr langsam, was wieder die Banken zögern lässt, neue Kredite zu vergeben. Ein zentraler Faktor für das Ausbleiben von Kreditwachstum ist der Rückzug von internationalen Banken (deleveraging), die aus Ost- und Südosteuropa seit Beginn der Krise 265 Mrd. Dollar abgezogen haben. Den Ausweg aus dieser negativen Spirale sieht de Haas in einer stärkeren Einbindung von privaten Investoren (private equity).

Wer mit dem eigenen Geld einsteigt, agiert dann ganz anders, so die Erkenntnis der EBRD. Für die Investition ist meist ein Zeithorizont von drei bis fünf Jahren vorgesehen, man versucht, die Firma zu verbessern, bevor sie wieder verkauft wird. Unfähige Manager werden ausgetauscht, unrentable Teile abgestoßen. Im Schnitt brachten solche private Investitionen 17,7 Prozent Gewinn (Return on Investment), davon entfielen knapp vier Prozentpunkte auf die Restrukturierung des Unternehmens, das ist der wichtigste positive Effekt, so Haas. Im Schnitt wurden über fünf Jahre 20 neue Jobs geschaffen, die Produktivität und Profitabilität stiegen. Im Vergleich zu anderen Ländern sind private Investitionen in Firmen in Osteuropa deutlich unterentwickelt, vermerkt de Haas, das Potenzial also sehr groß, wenn es zu einer Änderung der Investitionskultur kommt.

Damit private Investitionen auch fließen, muss es jedoch einen starken institutionellen Rahmen geben, erinnerte Harald Waiglein, Sektionschef im Finanzministerium, in der gemeinsamen Pressekonferenz. Denn noch leide Privatkapital am schlechten Ruf, der in den 1980er Jahren zustande kam. Damals gab es viele Übernahmen, die zu einer Überschuldung der betroffenen Firmen und dann deren Insolvenz geführt haben.

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http://www.oenb.at/ ~ APA304 2016-01-28/13:01