Lauter Freisprüche im Prozess um Rotschlamm-Katastrophe in Ungarn

Budapest (APA) - Mehr als fünf Jahre nach einer Giftschlamm-Katastrophe in der ungarischen Aluminiumfabrik Mal AG in Ajka hat das Gericht in...

Budapest (APA) - Mehr als fünf Jahre nach einer Giftschlamm-Katastrophe in der ungarischen Aluminiumfabrik Mal AG in Ajka hat das Gericht in Veszprem heute, Donnerstag, alle 15 Angeklagten „mangels einer Straftat“ in erster Instanz freigesprochen. Das berichtete die Ungarische Nachrichtenagentur MTI. Die „Natur“ habe das Umweltdesaster verursacht, die Direktoren und Manager seien strafrechtlich nicht belangbar.

Laut dem Urteil sei der Grund für die Katastrophe „ein durch den Unterboden verursachter Stabilitätsverlust“ gewesen, weswegen ein Damm beschädigt wurde. Der Bruch eines Rotschlamm-Beckens der Mal AG am 4. Oktober 2010 hat zum Tod von zehn Menschen, zu teilweise lebensgefährlichen Verletzungen von 200 weiteren Menschen, zur Zerstörung von mehr als 300 Häusern sowie zu schweren Umweltschäden geführt.

Die Beschuldigten hatten zur Zeit der Umweltkatastrophe fast ausnahmslos verantwortungsvolle Positionen in der Firma inne. Der Hauptangeklagte, der damalige Generaldirektor der Mal AG, Zoltan B., betonte vor der Urteilsverkündung: „Es gibt Tragödien, die sich auch dann einstellen, wenn ein jeder seine Arbeit den Regeln entsprechend ausübt“, so zitierte ihn das Portal Index.hu.

Zu Prozessbeginn im September 2012 war die Staatsanwaltschaft noch für Freiheitsstrafen eingetreten, hatte diese Forderung jedoch 2015 modifiziert. Nach dem Urteilsspruch kam es im Gerichtssaal zu Protest gegen die Freisprüche.

Bei dem Umweltdesaster hatte rund eine Million Kubikmeter hochgiftiger und ätzender Rotschlamm die Ortschaften Kolontar und Devecser überschwemmt. Die toxische Sintflut zerstörte Menschenleben, Existenzen und die Umwelt. Neben dem Hauptprozess führten 65 Geschädigte eine Sammelklage, doch nur neun von ihnen erhielten eine Entschädigung. Die ungarische Umweltbehörde hatte gegen die Mal AG eine Strafe in Höhe von 137 Milliarden Forint (436,51 Mio. Euro) verhängt. Der Beschluss wurde jedoch nach einem Veto des Unternehmens durch ein Gericht aufgehoben. Die Mal AG hatte die Schätzung der Menge des ausgeflossenen Schlammes abgelehnt und stattdessen eine genaue Berechnung der Menge sowie die dementsprechende Berechnung der Strafhöhe gefordert.

Das Insolvenzverfahren gegen das Unternehmen ist immer noch im Gang. Angesichts fehlender Mittel der Firma hatte die Regierung einen Fonds in Höhe von 400 Millionen Forint (1,27 Mio. Euro) für die Zahlung von Entschädigungen eingerichtet, aus dem bisher 155 Millionen Forint an Betroffene ausgezahlt wurden, berichtete das Portal Ma.hu.