Ärzte sollen das günstigere Medikament verschreiben
Für viele Krankheitsbilder gibt es eine Reihe von Medikamenten mit unterschiedlichen Kosten. Ärzte sind zum Sparen angehalten, allerdings mit Einschränkungen.
Von Markus Schramek
Innsbruck –Es ist so weit: Erkältungszeit. Ärzte und Apotheken verzeichnen regen Zulauf. Medikamente wandern über den Verkaufstresen. Wie sieht es mit den Kosten aus? Ist eine Welle grippaler Infekte auch ein Geschäft?
Artur Wechselberger, Präsident der österreichischen und der Tiroler Ärztekammer, verweist auf das „Ökonomieprinzip“ unter den Kassenärzten. „Ist die Wirkung von Medikamenten gleich, dann ist das billigste zu verschreiben“, erläutert Wechselberger der TT.
Für Medikamente, deren Patentschutz abgelaufen ist, gibt es so genannte Generika. Diese sind den Originalen nachgebaut und gleichwertig. Generika sind meist günstiger, weil Kosten für die Entwicklung wegfallen.
Nicht immer könne der Arzt das billigere Medikament verordnen, schränkt Präsident Wechselberger ein. „Patienten wechseln nicht so leicht ein Medikament, das sie jahrelang eingenommen haben.“
Wechselberger ist selbst Allgemeinmediziner. Verschreiben läuft in seiner Ordination so ab: „Tippe ich den Namen etwa eines Original-Antibiotikums ein, dann schlägt der Computer automatisch Generika vor, die weniger kosten.“ Der Preisunterschied sei oft aber gering.
Anders liegt der Fall bei Medikamenten, die nicht von der Krankenkasse bezahlt werden, etwa beim Verhütungsmittel Pille. Hier schwanken die Kosten je nach Präparat erheblich. Wechselberger: „Der Arzt muss prüfen, welche Pille für welche Frau geeignet ist. Gibt es mehrere, die in Frage kommen, dann können die Frauen nach der günstigeren Pille fragen.“
Wenig Spielraum sieht Martin Hochstöger, Chef der Tiroler Apothekerkammer mit eigener Apotheke in Landeck, bei den Medikamentenpreisen: „Die meisten Generika sind rezeptpflichtige Medikamente, deren Kosten die Krankenkasse trägt. Der Kunde zahlt nur die Rezeptgebühr von 5,70 Euro pro Packung. Ist das Produkt billiger, zahlt er den niedrigeren Preis.“
Das Angebot von Generika im rezeptfreien Bereich, Hochstöger nennt das „Selbstmedikation“, sei überschaubar. Hier gebe es nur vereinzelt Alternativen, aus denen der Kunde auswählen kann.
Laut Gebietskrankenkasse wurden von Tirols niedergelassenen Ärzten im Vorjahr 2,1 Millionen Generika verschrieben (2014 waren es 2,2 Mio.). Das hilft Sparen, trotzdem steigen die Kosten für Medikamente stark: 207 Mio. Euro (+ 9 %) waren es im Vorjahr – Ärzte und Spitäler eingerechnet. Ursache dafür seien einzelne, teure Heilmittel mit Kosten von 700 Euro und mehr.