„Prix de Soleure“ geht an den Debütfilm „Das Leben drehen“
Solothurn (APA/sda) - „Das Leben drehen“ und „Lina“ heißen die Gewinner der 51. Solothurner Filmtage. Mit der Vergabe des „Prix de Soleure“ ...
Solothurn (APA/sda) - „Das Leben drehen“ und „Lina“ heißen die Gewinner der 51. Solothurner Filmtage. Mit der Vergabe des „Prix de Soleure“ und des „Prix du Public“ ist am Donnerstagabend die diesjährige Werkschau des Schweizer Filmschaffens zu Ende gegangen.
Mit „Das Leben drehen - Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten“ von Eva Vitija entschied sich die „Prix de Soleure“-Jury, bestehend aus der deutschen Schauspielerin Julia Jentsch, der Schweizer Botschafterin Heidi Tagliavini und dem rumänischen Regisseur Calin Peter Netzer, für einen Debütfilm.
Vitija gewährt in ihrem Film einen tiefen Einblick in ihre bewegte Familiengeschichte. Der Vater der 1973 in Basel geborenen Filmemacherin, Regisseur Joschy Scheidegger, hatte Zeit seines Lebens alles mit der Kamera festgehalten - sehr zum Missfallen seiner Kinder. Nach seinem überraschenden Tod nimmt sich Tochter Eva den Unmengen an Filmmaterial an und verarbeitet sie zu einem eigenen Film.
In der Laudatio lobte die Jury den „Mut der Regisseurin, ihr eigenes Leben und die Geschichte ihrer Familie aufzuarbeiten“. Ihr Film zeige, wie wichtig es sei, sich dem eigenen Schicksal zu stellen. Der preisgekrönte Dokumentarfilm startet am 5. Mai in den Deutschschweizer Kinos.
Dotiert ist der „Prix de Soleure“ mit 60.000 Franken (rund 54.000 Euro). Er wurde in diesem Jahr zum achten Mal verliehen - und damit zum achten Mal in Folge an einen Dokumentarfilm. Nominiert werden Werke, die sich durch einen ausgeprägten Humanismus auszeichnen.
Auch das Filmtage-Publikum darf jeweils einen Preis vergeben: Den „Prix du Public“ in der Höhe von 20.000 Franken (rund 18.000 Euro) erhielt in diesem Jahr ein Film, der sich dem düsteren Kapitel der fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen annimmt. Das Drama „Lina“ von Michael Schaerer handelt von der gleichnamigen Protagonistin, die als junge Frau in eine „Umerziehungsanstalt“ gesteckt und gezwungen wird, ihr Kind zur Adoption freizugeben.
Die erst 17-jährige Hauptdarstellerin Rabea Egg durfte im Rahmen der Filmtage den Schweizer Fernsehfilmpreis als beste Schauspielerin entgegennehmen. „Lina“ wird am 21. Februar im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt.
In zahlreichen weiteren Werken der Filmtage standen junge Menschen in Ausnahmesituationen oder neue Schauspieltalente im Fokus. Etwa die 19-jährige Mimin Annina Walt: Die Neuentdeckung der Filmtage war in „Nichts passiert“ und „Amateur Teens“ zu sehen, für beide Rollen heimste sie eine Filmpreis-Nominierung ein.
Der vergangene Samstag stand ganz im Zeichen des im April 2015 verstorbenen Schauspielers Mathias Gnädinger. In der Reithalle feierte das Publikum die Premiere von „Der grosse Sommer“. Im Feel-Good-Movie von Stefan Jäger spielte Gnädinger ein letztes Mal seine Paraderolle, die des alten Brummbärs mit Herz.
Gemeinsam mit dem kleinen Hiro (Loic Sho Güntensperger) macht sich Gnädinger alias Anton Sommer in „Der große Sommer“ auf eine Reise nach Japan. Ebenfalls am Samstag zeigten die Filmtage Jägers Dokfilm „Mathias Gnädinger - Die Liebe meines Lebens“, eine Hommage an den Menschen und Schauspieler Gnädinger.
Zu den Höhepunkten der Filmtage zählten etwa auch die „Rencontre“ mit Ehrengast Ursina Lardi oder die launige Eröffnungsrede von Bundesrat Alain Berset. Mit 65.000 Zuschauern bewegen sich die Besucherzahlen im Bereich der 49. Ausgabe, die Jubiläumsausgabe im letzten Jahr besuchten mit 67.000 Zuschauer etwas mehr Filmfans. Die 52. Solothurner Filmtage finden vom 19. bis am 26. Jänner 2017 statt.