Fußball: Grödig verlor wie jedes Jahr Topspieler - Ofosu ohne Druck

Side (APA) - Jährlich grüßt das Murmeltier: Der SV Grödig hat in der Winterübertrittszeit zum bereits dritten Mal in Folge seinen besten Spi...

Side (APA) - Jährlich grüßt das Murmeltier: Der SV Grödig hat in der Winterübertrittszeit zum bereits dritten Mal in Folge seinen besten Spieler verloren. Nach Philipp Zulechner (2014) und Yordy Reyna (2015) muss der Tabellenachte der Fußball-Bundesliga diesmal den Abgang von Lucas Venuto zur Wiener Austria verkraften. Die Fußstapfen für den als Ersatz aus Chemnitz verpflichteten Reagy Ofosu sind sehr groß.

„Es ist nicht einfach und wir wollen das auch nicht immer, dass wir die Spieler verkaufen“, gab Manager Christian Haas im Trainingslager in Side zu. Allerdings seien ihm auch die Hände gebunden. „Aus sportlicher Sicht ist es schlecht, von der wirtschaftlichen Seite aber natürlich immer gut. Und Grödig ist ein sehr kleiner Verein, da ist es nicht einfach, einen Spieler bei einem Angebot davon zu überzeugen, in Grödig zu bleiben“ ist sich der „Mister Grödig“ bewusst.

Der Abgang der Topspieler sei auch eine Auszeichnung für den Club. „Von unseren Spielern haben es in den letzten Jahren fünf zur Austria, drei zu Rapid und je einer zu Sturm Graz und Salzburg geschafft. Damit kann man den Spielern sagen, dass sie bei uns den nächsten Schritt schaffen können. Es ist unsere große Stärke, dass wir Spieler verkaufen können, deshalb kommen sie auch gerne zu uns“, analysierte Haas.

Mit Ofosu wurde ein im Vergleich zu Venuto noch schnellerer Offensivspieler verpflichtet. Der 24-Jährige will einen ähnlichen Weg einschlagen. „Grödig ist ein Ausbildungsverein, der jungen Spielern die Chance gibt, auf einem hohen Niveau Fuß zu fassen und sich für die Top-Drei-Clubs der Liga oder das Ausland zu empfehlen. Trainer und Manager sehen bei mir Potenzial, dass Grödig nicht der letzte Step sein muss, es höher gehen kann. Das motiviert mich“, sagte der Neo-Grödiger.

Von Vergleichen mit seinem Vorgänger hält er gar nichts. „Venuto hat Großartiges geleistet, jetzt ist aber Reagy Ofosu da. Ich will mein eigenes Ding machen und bin nicht ein Spieler, der zu viel ansagen will“, so der Flügelspieler. Deshalb verzichtete er auch auf die ihm angebotene Nummer von Venuto und entschied sich für die 14.

Coach Peter Schöttel sieht in Ofosu einen richtig schnellen und technisch hervorragend ausgebildeten Spieler. „Ihm wurde in der Vergangenheit nachgesagt, dass er keine Tore macht. Wir haben ihn auch nicht geholt, dass er jetzt auch sieben Tore macht, sondern damit wir aufgrund seiner Schnelligkeit Entlastung haben, er Chancen und Standardsituationen herausholt“, schilderte der Wiener seine Sicht.

Offen ist, wie Ofosu die Umstellung von der dritten deutschen Liga in die heimische Bundesliga meistert. „In der dritten deutschen Liga geht es doch körperlicher zu, wird gekratzt, gebissen, gespukt und viel gefoult“, nannte der Deutsch-Ghanaer den größten Unterschied. Seine neue Liga ist kein völliges Neuland. „Ich habe immer wieder mit einem Auge rübergeschielt und wusste schon, dass die Liga mehr und mehr im Kommen ist, gerade weil die Nationalmannschaft gute Ergebnisse geliefert hat“, so Ofosu.

In Deutschland hat er bereits mit mehreren Österreichern zu tun gehabt. In Ingolstadt spielte er mit Ümit Korkmaz, Ramazan Özcan und Christoph Knasmüllner zusammen, hatte zudem Ralph Hasenhüttl als Trainer. Durchsetzen konnte er sich bei den „Schanzern“ aber nicht. In Chemnitz brachte er es im Herbst in 16 Spielen nur auf einen Treffer. „Ich muss effektiver vor dem Tor werden“, weiß Ofosu.

Dass ihm Schöttel die nötige Unterstützung zugesagt hat, gibt ihm Kraft. „Er hat mir das Gefühl gegeben, dass mir keiner den Kopf abschneidet, wenn die ersten zwei, drei Spiele nicht so laufen oder mir kein Tor gelingt“, so der Ex-HSV-Kicker. Bei seiner Saisonpremiere könnte es gleich zum Duell mit Venuto kommen. Die am Freitag wieder in Richtung Heimat gereisten Grödiger haben die Austria am 6. Februar zu Gast.