Reichelt mischt plötzlich wieder im Rennen um Abfahrtskugel mit
Das zweite Training für die Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen musste abgesagt werden. Die Piste sollte für Samstag geschont werden.
Garmisch-Partenkirchen - Nach dem verletzungsbedingten vorzeitigen Saisonende von Aksel Lund Svindal ist der Kampf um die Abfahrtskugel wieder völlig offen. Sechs von elf Weltcup-Abfahrten sind gefahren und sechs Athleten zählen zum nun engeren Favoritenkreis. Darunter auch der Salzburger Hannes Reichelt, der nach seinem Sturz auf der Streif schon am Samstag auf der Kandahar von Garmisch-Partenkirchen sein Comeback gibt.
Im einzigen Training am Donnerstag - die Übungsfahrt am Freitag wurde zwecks Pistenschonung abgesagt - markierte der Super-G-Weltmeister Bestzeit, beging dabei aber einen Torfehler. „Ich weiß noch nicht, ob ich um den Sieg mitfahren kann. Ich weiß auch nicht, wie viel Zeit dieser Torfehler gebracht hat und wie weit ich nach meinem Sturz in Kitzbühel schon ans Limit gehen kann“, sagte Reichelt, der vergangenen Samstag eine Knochenprellung im linken Knie erlitten hatte. Die große Frage sei, ob er den Kitzbühel-Sturz nicht nur körperlich, sondern auch mental überwunden habe. „Ein Stockerlplatz ist möglich. Aber ich will keine Prognosen abgeben, denn der Kopf ist eine Sau“, erklärte Reichelt.
Auch Baumann Kandidat auf Sieg
Ein weiterer ÖSV-Kandidat für einen Spitzenplatz ist Romed Baumann. „Mein Mindestziel ist ein Platz unter den Top-Ten. Die Streckenführung taugt mir“, betonte der Tiroler, den ebenfalls noch die Vorfälle von Kitzbühel beschäftigen. „Entscheidend wird sein, wie wir alle diese Geschehnisse aus dem Kopf kriegen. Es ist nicht lustig, wenn man den Koffer seines Zimmerkollegen packen muss, weil der im Spital liegt“, meinte der nun ehemalige Zimmergenosse von Florian Scheiber.
Baumann liegt im Abfahrts-Weltcup an 16. Stelle, Reichelt hingegen als Vierter nur 63 Punkte hinter Kitzbühel-Triumphator Peter Fill. Der Südtiroler rangiert 145 Zähler hinter Svindal an zweiter Stelle und ist damit aktuell erster Anwärter auf die Kugel. Nach vier Siegen in den ersten fünf Rennen schien Svindal die kleine Kristallkugel schon nicht mehr zu nehmen, doch sein verhängnisvoller Sturz auf der Streif mischte die Karten neu.
Abfahrtskugel keine Motivation für Start
„Es ist schade um Aksel, doch jeder muss daran denken, dass nun eine neue Chance da ist, den Abfahrtsweltcup zu gewinnen. Klarerweise denke auch ich daran“, sagte Svindals Landsmann, Freund und Markenkollege Kjetil Jansrud, der als Sechster 78 Punkte Rückstand auf Fill hat. 53 Punkte hinter dem Südtiroler liegt Guillermo Fayed (FRA), dann folgen Reichelt (63), Adrien Theaux (FRA/67) sowie Carlo Janka (SUI/80). Svindal wird also auch nach Garmisch-Partenkirchen die Topposition innehaben, frühesten am 6. Februar auf der Olympiapiste von 2018 in Jeongseon (Südkorea) kann der Norweger abgelöst werden.
Die Abfahrtskugel per se war nicht die Motivation für Reichelt, so schnell wieder ins Renngeschäft zurückzukehren. „Ich will nicht daheimsitzen, schmerzfrei sein, mir das Rennen anschauen und darüber nachdenken, ob es gegangen wäre. Je früher ich wieder fahre, desto besser“, sagte der 35-Jährige.