Tennis: Serena Williams will mit 22. Major-Titel Graf einholen

Melbourne (APA/Reuters/dpa) - Mit mehr als vier Monaten Verspätung könnte Serena Williams am Samstag (09.30 Uhr MEZ) eines ihrer großen Ziel...

Melbourne (APA/Reuters/dpa) - Mit mehr als vier Monaten Verspätung könnte Serena Williams am Samstag (09.30 Uhr MEZ) eines ihrer großen Ziele erreichen: Gewinnt sie das Endspiel der Australian Open in Melbourne gegen die erstmals in einem Major-Finale stehende Deutsche Angelique Kerber, dann hat die 34-jährige US-Amerikanerin ihren 22. Grand-Slam-Titel eingeheimst. Sie würde damit mit Tennis-Legende Steffi Graf gleichziehen.

Nach der Riesen-Enttäuschung bei den US Open, als sie im Halbfinale - den Grand Slam vor Augen - an Roberta Vinci gescheitert war, hat Williams ihr Jahr abrupt beendet. Diese Pause scheint Williams aber prächtig bekommen zu sein. In den bisherigen sechs Spielen gab die Weltranglisten-Erste keinen Satz ab und sie ist auch gegen Kerber klare Favoritin. „Ich würde sagen, dass ist wahrscheinlich der beste Slam, den ich seit einem Jahr gespielt habe und ich habe in einem Jahr viel gewonnen“, konstatierte Williams und fügte hinzu, „selbst wenn ich nicht gewinne, dann kann ich mitnehmen, dass ich wirklich beständig war und das möchte ich so fortsetzen.“

Gegen Kerber hat Williams bisher sechsmal gespielt und nur in Cincinnati 2012 musste sich die Amerikanerin mit 4:6,4:6 beugen. „Sie hat damals ein unglaubliches Match gespielt. Seit damals habe ich und auch alle anderen gewusst, dass sie jemand ist, den man sehr ernst nehmen muss.“

Angelique Kerber, die in der ersten Runde gegen Misaki Doi (JPN) beim 6:7,7:6,6:3 sogar einen Matchball hatte abwehren müssen, ist erst die dritte deutsche Tennisspielerin in der Geschichte des Profitennis im Endspiel der Australian Open. Vor der 28-jährigen Kielerin schafften es „down under“ nur Graf und Anke Huber ins Finale. Graf hat in Melbourne vier Mal triumphiert, Titelverteidigerin Williams geht bereits auf ihren siebenten Titel beim „Happy Slam“ los.

Für die 28-jährige Kerber gilt freilich der Außenseiter-Bonus. „Serena hat hier bisher beeindruckend gespielt. Daher habe ich nichts zu verlieren und kann ganz befreit aufspielen“, sagte Kerber. „Ich habe in den vergangenen zwei Wochen verinnerlicht, dass ich eine der besten Spielerinnen der Welt bin“, beschrieb Kerber ihren Reifeprozess im Eiltempo. „Ich bin eine schnelle Lernerin. Wenn ich einen Fehler mache, dann will ich ihn nicht noch einmal machen.“

In der Vergangenheit hatte Kerber den Fehler gemacht, dass sie sich gerade bei den großen Turnieren zu viel Druck gemacht hatte. Zuletzt war sie bei den WTA-Finals in Singapur an der Aufgabe gescheitert, im letzten Gruppenspiel einen Satz gegen die Tschechin Lucie Safarova gewinnen zu müssen. „Danach habe ich mir geschworen, dass ich den Druck nie wieder so an mich ranlassen werde“, sagte Kerber. Sie hat sich „gnadenlos selbst reflektiert“, lobte die deutsche Bundestrainerin Barbara Rittner. Sei einfach du selbst, riet ihr ihr Idol Steffi Graf.

Als insgesamt sechste Deutsche nach Graf, Sylvia Hanika, Huber, Sabine Lisicki und Helga Niessen steht Kerber im Endspiel eines Grand-Slam-Turniers. Gegen Williams muss sie wohl auf eine Wackelphase der US-Amerikanerin hoffen und diese sofort ausnützen. Dann könnte sie sogar zur ersten deutschen Grand-Slam-Siegerin seit Graf 1999 bei den French Open werden. Gelingt ihr das, will Kerber in den Yarra River springen. Die Siegerin kassiert übrigens nicht weniger als 3,4 Mio. australische Dollar (2,21 Mio. Euro), für die Finalistin gibt es die Hälfte.