Sprachgenie ohne Auslandserfahrung: Friedrich Rückerts 150. Todestag

Coburg (APA/dpa) - Er war nicht nur Dichter, sondern übersetzte die Literatur der großen, weiten Welt ins Deutsche - ohne dort je gewesen zu...

Coburg (APA/dpa) - Er war nicht nur Dichter, sondern übersetzte die Literatur der großen, weiten Welt ins Deutsche - ohne dort je gewesen zu sein: Selbst in Berlin fühlte sich der vor 150 Jahren (am 31. Jänner) verstorbene Friedrich Rückert als Franke nicht wohl. Der Autor der von Gustav Mahler vertonten „Kindertotenlieder“ soll dennoch mehr als 40 Sprachen beherrscht haben.

Geboren wurde er 1788 in Schweinfurt. Fasziniert war er später von der Literatur der arabischen und persischen Sprachwelt - obwohl er diese Regionen der Welt nie bereist hat. Rückert wurde zum bedeutenden Übersetzer von literarischen Werken aus dem Fernen und Nahen Osten. Sein Motto dabei lautete: „Weltpoesie allein ist Weltversöhnung.“

1820 kam Rückert nach Coburg, wo ihm in den Bibliotheken des Herzoghauses persische, arabische, indische und chinesische Originalschriften zur Verfügung standen. Er verliebte sich in eine junge Frau aus Coburg - und widmete ihr 300 Lieder. Viel bekannter sind aber seine „Kindertotenlieder“, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden und Mahler als Vorlage für eines seiner berührendsten Werke dienten.

1841 wurde Rückert Professor der orientalischen Sprachen an der Universität Berlin, doch mit dem Leben in der preußischen Hauptstadt hat er sich wohl nicht anfreunden können. 1848 verließ er Berlin wieder - um fortan dauerhaft bis zu seinem Tod in Coburg zu wohnen. Seine Nachkommen leben noch heute in der Stadt - und haben zwei Erinnerungsorte für Interessierte geöffnet: So kann das Dichterzimmer im einstigen Anwesen Rückerts besichtigt werden; ebenso das Gartenhaus, das er auf einer Anhöhe errichten ließ.