1919 - 2016

Patente-König mit Bodenhaftung: Erfinder Artur Fischer ist tot

Arthur Fischer schuf auch Stahlanker, Bohrgeräte und zementgebundene Befestigungen.
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Kunststoff-Dübel und der „Fischertechnik“-Baukasten haben den Erfinder weltweit bekanntgemacht.

Waldachtal – Der deutsche Patente-König und Erfinder Artur Fischer ist tot. Wie sein Sprecher am Freitag bestätigte, starb er am Mittwoch im Alter von 96 Jahren in Waldachtal im Schwarzwald. Fischer wurde mit seinen Kunststoff-Dübeln und dem „Fischertechnik“-Baukasten weltweit bekannt.

Er hat den Dübel erfunden und mehr als 1.100 Patente angemeldet: Artur Fischer galt als Deutschlands erfolgreichster Erfinder - und war doch bescheiden geblieben.Er habe sein ganzes Leben „Probleme aus seinem Alltag in Lösungen verwandelt“, würdigte das Europäische Patentamt einmal Fischers Wirken und zeichnete ihn für sein Lebenswerk mit dem Erfinderpreis aus. Mehr als 1.100 Patente und Gebrauchsmusteranmeldungen gehen auf Fischers Konto. Dass er neben dem allseits bekannten grauen Plastikdübel auch den Synchronblitz für Fotoapparate entwickelt hat und Schrauben für die Heilung von Knochenbrüchen, wissen nur wenige.

Forscherdrang verspürte Artur Fischer bereits in jungen Jahren. Immer wollte er irgendetwas basteln oder zusammenbauen, hat er gerne erzählt. Seinen berühmten Technikbaukasten, mit dem Kinder vieles über Maschinen lernen können, erfand er an sich als Weihnachtsgeschenk für Dübel-Kunden - die übliche Kiste Wein oder der Kugelschreiber waren ihm zu langweilig.

Geboren wurde Fischer am 31.12.1919 in Waldachtal-Tumlingen, dort lebte er bis zuletzt. Er war bodenständig, aber alles andere als weltfern: „In den Aufbaujahren der Firma war ich so oft in der weiten Welt, dass es für meine Familie ein Opfer bedeutete.“ Nach Realschulabschluss und Schlosserlehre musste der junge Mann zunächst in den Zweiten Weltkrieg. Er überlebte Stalingrad und war nach eigenen Worten mehr als einmal „Millimeter am Tod vorbeigeschrammt“.

Nach Krieg und Lagerhaft war er voller Tatendrang. Als eine Fotografin seine Tochter nicht ablichten konnte, weil es im Zimmer zu dunkel war, entwickelte er den Synchronblitz. Diese Erfindung ermöglichte ihm die eigene Firma, die er 1948 in seiner Schwarzwald-Heimat aufbaute.

Zehn Jahre später gelang ihm mit dem Dübel der nächste Coup. Und er hatte noch mehr Ideen: Fischer schuf auch Stahlanker, Bohrgeräte und zementgebundene Befestigungen. „Seine Erfindungen werden tagtäglich millionenfach auf der ganzen Welt verwendet“, heißt es beim Patentamt.

Das Familienunternehmen hat heute mehr als 40 Tochtergesellschaften in 32 Ländern, über 4.100 Beschäftigte und einen Umsatz von knapp 661 Mio. Euro pro Jahr. Seit 1980 führt Sohn Klaus die Geschäfte.

Als er zu seinem 95. Geburtstag gefragt wurde, ob er noch etwas erfinden will, sagte Artur Fischer: „Das steht in den Sternen.“ Mit dem, was er erreicht hat, war er durchaus zufrieden. Am vergangenen Mittwoch starb Fischer im Alter von 96 Jahren im Kreis seiner Familie. Für die Gemeinde Waldachtal bleibt sein Name „untrennbar mit der positiven Entwicklung der Gemeinde verbunden“. (APA/dpa)

Die interessantesten Fischer-Erfindungen

Mehr als 1.100 Patente und Gebrauchsmusteranmeldungen hat Artur Fischer angemeldet. Berühmt geworden ist der Erfinder mit dem kleinen, grauen Plastikdübel. Aber die Welt verdankt ihm noch manch andere Entwicklung.

BLITZLICHT FÜR FOTOAPPARATE: 1949 sorgt Fischer dafür, dass es Licht wird, wenn die Kamera auslöst. Mit der Kopplung des Blitzgerätes an den Verschluss der Kamera revolutioniert er die Fotografie. In den Folgejahren verfeinert er seine Entwicklung bis zum Blitzwürfel "Cube", dann überlässt er das Blitzen den großen Herstellern.

DER DÜBEL FÜR DEN HEIMWERKER: Bevor Fischer 1958 die grauen Plastikdübel entwarf, mussten für Verankerungen in der Wand große Löcher gebohrt und wieder zugespachtelt werden. Jetzt reicht meist ein kleines Loch, dann Dübel, Schraube - hält. Das Verfahren funktioniert auch bei der Heilung von Knochenbrüchen.

DER TECHNIK-BAUKASTEN: Technikbegeisterung beginnt in jungen Jahren, ist Fischer überzeugt. Deshalb entwickelt er Mitte der 1960er-Jahre einen Baukasten für kleine Bastler. Die Modelle sind so ausgeklügelt, dass auch erwachsene Ingenieure sie nutzen. An etlichen Universitäten wird das Spielzeug zu Lehrzwecken genutzt, und manche Firma plant neue Produktionsstraßen mit Hilfe des Baukastens.

DER ANPASSUNGSFÄHIGE KLEIDERBÜGEL: Kleider, Hemden und Hosen haben unterschiedliche Größen, die Kleiderbügel jedoch nur eine. Das hat Fischer Ende der 1990er-Jahre stutzig gemacht. Er entwickelte einen Bügel aus mehreren elastischen Stäben, die sich auf jedes Kleidungsstück anpassen lassen.

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