Ölpreis-Verfall zwingt OMV zu weiterer Milliarden-Abschreibung

Wien (APA) - „Der Markt ist brutal“, hatte OMV-Chef Rainer Seele vor wenigen Tagen die aktuelle Öl- und Gaspreis-Entwicklung kommentiert. Se...

Wien (APA) - „Der Markt ist brutal“, hatte OMV-Chef Rainer Seele vor wenigen Tagen die aktuelle Öl- und Gaspreis-Entwicklung kommentiert. Seit heute ist klar, wie brutal: 1,5 Mrd. Euro an Abschreibungen musste die OMV im vierten Quartal 2015 verbuchen, weil ihre Assets in Produktion und Entwicklung durch den Ölpreisverfall an Wert verloren haben. Dazu kommen 300 Mio. Euro an zusätzlichen Rückstellungen.

Bereits im dritten Quartal drückten Abschreibungen von einer Milliarde Euro das Ergebnis - in Summe waren das also 2,5 Mrd. Euro, das Vierfache des Nettogewinns von 2014, bei einem Jahresumsatz von knapp 36 Mrd. Euro.

Der durchschnittliche Brent-Ölpreis betrug im 4. Quartal 2015 43,76 Dollar (derzeit 40,14 Euro), vor einem Jahr waren es noch 76,58 Dollar gewesen. Auch der Gaspreis ist im vergangenen Jahr kontinuierlich gesunken. Im Schlussquartal 2014 waren an der Gashandelsplattform CEGH im Durchschnitt noch 24,03 Euro pro Megawattstunde (MWh) erzielt worden, zuletzt - im 4. Quartal 2015 - waren es nur noch 18 Euro.

Für heuer rechnet OMV-Chef Rainer Seele mit keinem weiteren Abschreibungsbedarf, weil sich der Ölpreis auf 40 Dollar pro Fass erholen sollte, so die Annahme. Wenn dieses Szenario eintritt, „wird sich kein weiterer Impairment-Bedarf ergeben“, sagte Seele am Freitag zur APA.

Die neuerlichen Abschreibungen basieren auf der Annahme, dass die Gaspreise weiterhin niedrig bleiben werden. Für 2017 erwartet die OMV einen Brent-Ölpreis von 55 Dollar pro Fass, 2018 soll er auf 65 Dollar steigen und 2019 auf 70 Dollar. Auch der Gaspreis spiegle die derzeit gedämpften Marktbedingungen in Europa wider, heißt es in der Aussendung vom Freitag.

Das Ölpreis-Unglück kommt für die OMV nicht allein: Wegen der Produktionsstillstände in Libyen und im Jemen ging auch die Produktionsmenge zurück. Im 4. Quartal 2015 wurden im Schnitt 309.000 boe/d (Barrel Öl-Äquivalente/Tag) produziert, nach 318.000 im Schlussquartal 2014 (-3 Prozent). Und auch das Raffineriegeschäft läuft nicht mehr so gut wie zuletzt. Die Referenz-Raffineriemarge der OMV ist gegenüber dem Vorquartal von 7,84 auf 5,90 Dollar/Fass gesunken.

Am 18. Februar will Seele eine neue Strategie für die OMV präsentieren - das Konzept „Fit for Fifty“ seines Vorgängers Gerhard Roiss greift bei einem Preis von unter 35 Dollar nicht mehr. Teil dieser Neuausrichtung wird eine Verlagerung der Produktion hin zu Niedrigkosten-Ländern sein. „Da denken wir spezifisch an Abu Dhabi, Iran und Russland“, sagte Seele am Freitag zur APA. „Mit den Technologien, die wir in Österreich entwickelt haben, wollen wir Zugang zu Lagerstätten insbesondere in Abu Dhabi und im Iran haben.“ Allerdings sei es noch zu früh, konkrete Öl- oder Gasfelder zu nennen, bei denen man Kooperationen anstrebe.

Als kurzfristige Maßnahme will Seele bei den Investitionen und im Bereich Exploration sparen, weil dort die größte Wirkung zu erzielen ist. Aber auch bei den bestehenden Aktivitäten will er die Produktionskosten senken. „Da habe ich große Sorgen und da müssen wir sehen, dass wir unsere Verträge nachverhandeln und dass wir die Kostenseite da runterbringen, das ist die erste und wichtigste Maßnahme.“

Die OMV-Aktien notierten zu Mittag mit einem Minus von 0,74 Prozent bei 23,32 Euro. Die Analysten von Barclays haben nach der heutigen Veröffentlichung des „OMV Trading Statement“ ihre Einschätzung für die Aktien mit „Underweight“ beibehalten. Das Kursziel bleibt ebenfalls unverändert bei 30 Euro. Die Ergebnisprognose je Aktie wurde von 3,44 auf 3,49 Euro angehoben. Die Analysten der Erste Group sind weniger optimistisch, sie haben schon am Donnerstag ihre Empfehlung für die Aktien der OMV von „Reduce“ auf „Sell“ gesenkt und das Kursziel von 22 Euro auf 20 Euro reduziert.

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