Miriam Fussenegger: Von der Lucy Brown zur Buhlschaft
Salzburg (APA) - Sie hatte als neue Buhlschaft wohl kaum jemand auf der Liste: Miriam Fussenegger, 1990 in Linz geborene Schauspielerin, hat...
Salzburg (APA) - Sie hatte als neue Buhlschaft wohl kaum jemand auf der Liste: Miriam Fussenegger, 1990 in Linz geborene Schauspielerin, hatte zwar im Vorjahr als Lucy Brown in der „Dreigroschenoper“ bereits bei den Salzburger Festspielen debütiert, doch prominent in Erscheinung getreten war sie weder hier noch in einer anderen Rolle. Ihren bisher größter TV-Auftritt liegt allerdings noch nicht lange zurück.
Im Mühlviertler Landkrimi „Der Tote am Teich“ von Nikolaus Leytner spielte sie Anfang Dezember die junge Assistentin der von Maria Hofstätter gespielten Kriminalbeamtin - stets das Tablet zur Hand, um ihre Chefin mit den neuesten Recherche-Ergebnissen zu versorgen. Eine toughe, moderne Figur, Ausdruck der neuen Zeit, die den sich auf Erfahrung, G‘spür und Menschenkenntnis verlassenden älteren Kollegen bereits im Genick sitzt. Jung, blond und schlank - all‘ das ist sicherlich auch für die berühmteste Mini-Rolle der Salzburger Festspielgeschichte kein Nachteil.
Die 1,70 Meter große Absolventin des musisch-kreativen Zweigs der Linzer Hamerlingschule studierte zunächst in Graz ein Semester Psychologie, ehe sie an das Max-Reinhardt-Seminar ging und dort vor zwei Jahren abschloss. Ihr Rollenunterricht bei Markus Meyer, Regina Fritsch, Nicholas Ofczarek und Klaus Maria Brandauer (der sie in einer „Peer Gynt“-Lesung 2012 als Solveig besetzte) wird Fussenegger bei der Buhlschaft vermutlich mehr helfen als ihre bisherigen Film- und Fernsehrollen bei „SOKO Donau“, Andreas Prochaskas historischem Dreiteiler „Maximilian“ oder Markus Schleinzers Kurzfilm „Telephon“.
Die Theatererfahrung der jungen Frau, die als Schülerin noch davon träumte „mit meiner E-Gitarre Rockstar zu werden“ und erst mit 16 das Theater für sich entdeckte, ist überschaubar: Im Kulturhaus Bruckmühle war sie 2010 in „Kasimir und Karoline“ zu sehen, am Schönbrunner Schlosstheater spielte sie 2012 in Klaus Pohls „Maries Lieben“ und 2013 die Titania im „Sommernachtstraum“. Spielort einer Produktion von Werner Schwabs „Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos“, wo sie die Rolle der Frau Kovacic verkörperte, war ein Musterhaus der Blauen Lagune.
2016 wird es also statt der Blauen Lagune der hoffentlich blaue Himmel über dem Domplatz, dessen Open-Air-Feeling sie im Vorjahr als Zuschauerin erstmals kennengelernt hat. Regisseur Julian Crouch kennt Fussenegger bereits von „Mackie Messer“, auch „Jedermann“ Cornelius Obonya hat sie bereits kennengelernt: „Es beruhigt mich, einen so sympathischen Jedermann an meiner Seite zu wissen.“
Für ihre Buhlschaft hat sie bereits konkrete Vorstellungen: „Oft wird der Figur Eindimensionalität vorgeworfen und etwas kommerzielles. Ich aber sehe so viele verschiedene Frauentypen in ihr. Da ist diese stolze, erhabene und sinnliche Frau, genauso wie ein kleines trotziges Kind, das nur feiern, Spaß haben will. In ihr sehe ich die derbe Wirtin genauso wie die weiblich Kluge, die Empathische. Ich sehe im Grunde alle Frauen in ihr, die auch in meinem Leben existieren.“
In jeder Hinsicht wird 2016 ein aufregendes Jahr für Miriam Fussenegger, und auch daran, im Blickpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, wird sie sich gewöhnen müssen. „Ich bin ja noch ganz am Anfang“, meinte sie noch im Vorjahr gegenüber der „Presse“: „Ich finde es zum Beispiel fast befremdlich, wenn mich jemand um ein Autogramm bittet.“ Das wird sich wohl rasch ändern.