Trotz Rekord-Urlauberbilanz ist Stimmung am Gefrierpunkt
Die Ertragslage der Quartiergeber ist denkbar schlecht und die Kosten explodieren.
Wien – Das Jahr 2015 hat der Tourismuswirtschaft neue Urlauberrekorde beschert. Der Anfang der Wintersaison brachte aber herbe Enttäuschungen: Im Dezember blieben viele Betten leer, viele Skipisten grün. Die Buchungslage in den Semester- und Osterferien wird als „gut“ bezeichnet, es gibt aber noch freie Kapazitäten. Die Stimmung in der Branche ist denkbar schlecht.
Bei aller Freude über die neuen Rekorde bei Urlauber- und Nächtigungszahlen: die wirtschaftliche Lage der Branche sei angespannt, so die Obfrau der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich, Petra Nocker-Schwarzenbacher. Die Wertschöpfung sinke, Kosten explodierten. Und weil die Gäste immer kürzer blieben, spitze sich der Personalbedarf pro Nächtigung zu. In der Branche waren im Jahresschnitt 202.946 Menschen (ohne geringfügig Beschäftigte) beschäftigt.
Auch könne man das Nächtigungsplus nicht flächendeckend auf das gesamte Land umlegen, gibt die Kammer zu den heute von der Statistik Austria vorgelegten Daten zu bedenken. „Denn die Zuwächse würden sich vor allem auf den urbanen Raum konzentrieren, wo angesichts des starken Konkurrenzdrucks und der im Vergleich zu anderen Weltmetropolen günstigen Preise die Erträge noch stärker sinken“.
Die Ertragslage sei nicht rosig. Die Kammer kündigte heute für März eine Detailanalyse der neuen Zahlen an.
In Richtung Staat deponierte die Spartenchefin, um das von der Regierung gesteckte Ziel von 140 Millionen Nächtigungen bis 2018 zu erreichen, seien Stabilität, Sicherheit, faire Marktbedingungen und Planungssicherheit „Grundvoraussetzung“. Auch brauche es endlich positive Signale. „Denn die Stimmung in der Branche ist schlecht wie nie zuvor.“
Schwarzmalen wolle sie aber nicht, beteuerte Nocker-Schwarzenbacher in einer Aussendung am Freitag. Als positiv bewertete sie ein neues touristisches „Impulsprogramm“, das heuer Betriebe unterstütze. Der drastische Rückgang bei den russischen Gästen soll durch Urlauber aus verstärkt bearbeiteten Herkunftsmärkten (China, Türkei, Polen) wettgemacht werden. Auch will Österreichs Tourismusindustrie seine Position in Märkten wie Italien oder Schweden zurück erobern. (APA)