Experten bewerten deutsche Uni-Exzellenzinitiative positiv
Berlin (APA/dpa) - Die vor zehn Jahren gestartete Exzellenzinitiative für Spitzenforschung an ausgewählten deutschen Universitäten hat nach ...
Berlin (APA/dpa) - Die vor zehn Jahren gestartete Exzellenzinitiative für Spitzenforschung an ausgewählten deutschen Universitäten hat nach Auffassung einer Expertenkommission dem Hochschulsystem Dynamik verliehen. Um „auf Augenhöhe mit den Besten“ zu gelangen, brauche es aber Kontinuität und die Aufstockung des bisher 4,6 Milliarden Euro teuren Programms, erklärte Chefgutachter Dieter Imboden am Freitag.
„Die deutschen Universitäten sind auf dem Weg, aber das Ziel ist noch weit“, sagte der Vorsitzende des vom Bund und den Ländern berufenen Gremiums bei der Präsentation des mit Spannung erwarteten Gutachtens in Berlin. Es gebe noch mehrere „Baustellen“ in der deutschen Wissenschaft, die bearbeitet werden müssten, beispielsweise bei der „Differenzierung von Forschungsthemen“ an den Unis, so Imboden, der bis Dezember des Vorjahres auch Aufsichtsratspräsident des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF war. Für eine Fortsetzung der Exzellenzinitiative ab 2018 im Umfang von mindestens 500 Millionen Euro pro Jahr solle den Hochschulen genügend Zeit gegeben werden, notfalls könne der Wettbewerb auch verlängert werden, schlug der Schweizer Experte vor.
Die deutsche Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte, das Gutachten der Kommission bestärke Bund und Länder, ihre Exzellenzförderung fortzuführen. Nächste Woche werde es ein Treffen der Staatssekretäre der Wissenschaftsressorts geben, um den Bericht auszuwerten und Schlussfolgerungen zu ziehen. „Das geht jetzt schnell.“ Bis zum Frühsommer könne eine Bund-Länder-Vereinbarung für das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten fertig sein, um den nächsten Wettbewerb in die Wege zu leiten.
Das vor zehn Jahren gestartete Förderprogramm läuft Ende 2017 aus, ein neues soll sich bis 2028 anschließen. Um die Schwerpunkte werden Bund und Länder bis zu einer Entscheidung auf höchster Ebene im Sommer ringen, danach beginnt der Wettbewerb der Hochschulen um die besten Exzellenz-Konzepte und ihre künftige Förderung. Die Koalition plant für eine dritte Runde mindestens vier Milliarden Euro ein sowie eine Milliarde für bessere Karrierewege jüngerer Wissenschafter. Auch die Länder dürften einige hundert Millionen Euro zur nächsten Exzellenzinitiative beisteuern.
Imboden lobte besonders die Leistungen seit 2006 in den (derzeit 43) Forschungsclustern. Eine Förderlinie „Exzellenzcluster II“ solle aber „risikofreudiger“ sein, mit längerer Laufzeit von sieben bis acht Jahren. Auch die zweite Förderlinie, die prestigeträchtigen „Zukunftskonzepte“ an (bisher elf) Exzellenz-Hochschulen, solle weitergeführt werden, und zwar in einem Leistungswettbewerb als „Exzellenzprämie“. Der Schweizer Wissenschaftsmanager sagte: „Habt den Mut, die zehn besten Universitäten in Deutschland mit einem speziellen Bonus zu versehen.“ Dagegen solle die dritte Förderlinie der Graduiertenschulen für wissenschaftlichen Nachwuchs beendet werden. „Das Instrument hat seine Funktion gehabt.“
Imboden rief bei aller Exzellenz-Bereitschaft für Deutschlands Wissenschaft zu Geduld und Nachhaltigkeit auf: „Die Langatmigkeit ist etwas ganz Normales.“ Außerdem seien selbst 500 Millionen Euro pro Jahr für die Exzellenzinitiative „ein respektabler, aber kleiner Betrag“ und nur ungefähr vier Prozent des gesamten Forschungsetats. „Mit diesem Geld ist enorm viel passiert“, zumal wenn man die Zunahme der Studentenzahlen seit 2006 betrachte.
(S E R V I C E - http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/Imboden-Bericht-2016.pdf)